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Pressemitteilung AOK Bremen/Bremerhaven

AOK Bremen/Bremerhaven senkt den Beitragssatz

veröffentlicht am 28.06.2023 von Redaktion krankenkasseninfo.de
2023-06-28T09:43:00+00:00

(Bremen, 27.06.2023.) Die AOK Bremen/Bremerhaven senkt in diesem Jahr, am 1. Oktober 2023, den Zusatzbeitragssatz auf 1,38 Prozent. Bisher liegt er bei 1,6 Prozent. Das hat der Verwaltungsrat der Gesundheitskasse gestern beschlossen. Damit entlastet die größte Krankenkasse im Bundesland Bremen ihre Mitglieder und die hiesigen Arbeitgeber. „Unsere Ausgaben zum Beispiel für Krankenhausleistungen sind 2022 um gut zwei Prozent gesunken – und dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen“, begründete Vorstandschef Olaf Woggan, „und auch unsere Verwaltungskosten konnten wir in den letzten Jahren günstig gestalten“.

Diese Ausgabenentwicklung müsse sich auch im Beitragssatz widerspiegeln. „Wir nutzen diese gute Situation ausdrücklich nicht, um Vermögen anzusammeln, sondern um das Geld an unsere Mitglieder und Arbeitgeber zu geben, die aktuell genug belastet sind“, betonte Woggan.

Leistungsausgaben sinken

Es gibt aus Sicht der AOK unterschiedliche Ursachen für die rückläufigen Leistungsausgaben. Eine ist der Fachkräftemangel: Krankenhäuser können durch fehlendes Pflegepersonal und OP-Kräfte viele Leistungen wie Operationen nicht erbringen und damit auch nicht abrechnen. Manche Behandlungen wie jene von Lungenkranken, von Rückenpatienten oder Patienten mit Bluthochdruck wurden während der Pandemie statt in teuren Kliniken vermehrt in günstigeren ambulanten Arztpraxen vorgenommen. Diese Entwicklung wird sich nach Einschätzung von Fachleuten nicht wieder umkehren.

Hinzu kommt ein Trend, der sich in der AOK Bremen/Bremerhaven besonders stark abzeichnet: Seit etlichen Jahren sinkt hier das Durchschnittsalter der Versicherten auf nunmehr 40,1 Jahre. Das Durchschnittsalter der Versicherten in vielen anderen Krankenkassen liegt dagegen bei 44 bis 45 Jahren. Weil jüngere Menschen weniger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen müssen als ältere, führt auch dies zu sinkenden Leistungsausgaben. Diese Verjüngung liegt unter anderem an der Zuwanderung: Viele Menschen, die aus anderen Ländern kommen oder von dort fliehen mussten, sind jung und damit vergleichsweise gesund. Zugleich ist der Anteil der Rentner auf inzwischen 19,3 Prozent aller Versicherten gesunken – vor allem, weil sie an ihr Lebensende gelangt sind. Entsprechend wurden weniger hochbetagte und erkrankte Rentner behandelt. Vor zehn Jahren lag der Rentner-Anteil an allen AOK-Versicherten noch rund zehn Prozentpunkte höher.

Zuwachs an Versicherten

Am 1. Januar 2023 waren 278.635 Menschen in der AOK Bremen/Bremerhaven versichert, davon rund 7000 aus der Ukraine. Das ist eine Zunahme von 3,4 Prozent gegenüber dem 1. Januar des Vorjahres (269.564). Trotzdem sind die Ausgaben im vergangenen Jahr gesunken – um minus 0,5 Prozent auf 999,9 Millionen Euro in der Krankenversicherung. Bei Einnahmen von 997,4 Millionen Euro bleibt nur ein geringer Verlust von 2,6 Millionen Euro, der durch Rücklagen ausgeglichen wurde. Für Leistungen der Pflegeversicherung hat die AOK rund 231 Millionen Euro aufgewendet.

Größter Einzelposten bei den Leistungsausgaben waren die Klinikbehandlungen. Sie schlugen mit 321,4 Millionen Euro zu Buche – sanken aber um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel hat die AOK 208,5 Millionen Euro aufgewendet, für ambulante Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten 159,7 Millionen Euro. Nachholeffekte aufgrund der Pandemie gab es offenbar bei Kuren und Auslandsbehandlungen – und besonders deutlich stiegen die Ausgaben für Krankengeld, das bei der Arbeitsunfähigkeit von Mitgliedern gezahlt wird. 55,7 Millionen Euro wendete die AOK hier auf – zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Erste „agile Krankenkasse“ Deutschlands

Der Verwaltungsrat, der die Jahresrechnung 2022 einstimmig angenommen hat, verwies auch auf vielfältige Maßnahmen, die die AOK Bremen/Bremerhaven zur Verbesserung ihrer Dienstleistungen unternommen hat. Eine davon ist die Transformation zu einer „agilen Krankenkasse“ – als erste in Deutschland arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit einem halben Jahr ohne die bisher übliche Hierarchie aus Direktoren, Abteilungs- und Teamleitern, mit mehr Selbstverantwortung und Entscheidungsfreiheit des Einzelnen.

Urgestein geht in den Ruhestand

Diese Veränderung der Organisation hat Wolfgang Söller als (alternierender) Vorsitzender des AOK-Verwaltungsrates engagiert begleitet. Der Jurist, der zeitgleich auch als langjähriger Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Bremen (KAV) in Ruhestand geht, gehört zu den Urgesteinen in der Selbstverwaltung der AOK. Seit 1993 war er Mitglied als Arbeitgebervertreter, seit 2011 und damit volle zwei Legislaturperioden war er als alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Bremen/Bremerhaven auch in vielen Gremien auf Bundesebene aktiv. Am Montagabend ist der 68-Jährige in einer kleinen Feierstunde - gleichzeitig mit weiteren zehn Mitgliedern des Verwaltungsrates, die nicht wieder für das Gremium kandidiert haben - in den Ruhestand verabschiedet worden.

Die alternierende Verwaltungsratsvorsitzende Annette Düring hob bei der Verabschiedung hervor, dass Wolfgang Söller immer den breiten Konsens zwischen Arbeitgeber- und Versichertenvertretern gesucht und gefunden habe. „Du hast nie polarisiert und bist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer mit viel Interesse und Verständnis begegnet – und hast nicht zuletzt damit einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung der AOK Bremen/Bremerhaven geleistet“, betonte sie. Söller selbst unterstrich, dass der Neubau und die Modernisierung der AOK-Geschäftsstellen zu den größten Erfolgen in seiner Amtszeit gehören. „Negativer Höhepunkt“ sei der Griff in die Vermögensreserven der Krankenkassen durch die Bundesgesundheitsminister Spahn und Lauterbach gewesen. Trotzdem sei er von der Leistungsfähigkeit der selbstverwalteten gesetzlichen Krankenversicherung überzeugt – was sich nicht zuletzt im aktuellen Beschluss zur Senkung des Zusatzbeitragssatzes zeige.

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