Weiterer Gesundheitskiosk in Hamburg eröffnet
Angebote sollen bundesweit ausgeweitet werdenSchon im Jahr 2017 wurde der erste Gesundheitskiosk als beispielgebendes Modellprojekt im Hamburger Stadtteil Billstedt-Horn eröffnet. Knapp zehn Jahre später eröffnet hier nun der bundesweit fünfte Gesundheitskiosk. Laut dem zuständigen Ressortleiter im Bundesgesundheitsministerium Weller wolle die Bundesregierung die Gesundheitskioske "als Regelversorgung etablieren und einen Rechtsanspruch für diese Versorgung für alle Menschen schaffen, unabhängig von ihrem Versichertenstatus." Noch im April soll ein entsprechendes Gesetz ins Kabinett gebracht werden und 2025 in Kraft treten, so Weller.
Zwei Krankenkassen unterstützen Hamburger Gesundheitskioske
Die Wege, auf denen die Patienten zum Gesundheitskiosk kommen, sind unterschiedlich. Manche folgen einer ärztlichen Empfehlung, andere kommen aus eigenem Antrieb und wieder andere werden von sozialen Einrichtungen wie dem Jugendamt vermittelt. Im Fokus stehen vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Adipositas.
Unterstützt wird das Hamburger Projekt von der Krankenkasse MKK und der AOK Rheinland/Hamburg. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf so genannten vulnerablen Gruppen wie Frauen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Menschen auf der Flucht oder LSBTIQ+ Personen. Als Team stehen sechs examinierte Pflegekräfte zur Verfügung. Sie führen nicht nur die Anamnese durch, sondern beantworten auch allgemeine Fragen und begleiten über Jahre hinweg - zum Beispiel, wenn es darum geht, langfristig abzunehmen.
Mit der Versorgungsform der Gesundheitskioske soll es möglich werden, bestimmte Bevölkerungsgruppen besser und umfassender beraten, behandeln und versorgen zu können. Denn oft stünden "hinter einer Erkrankung weitreichendere Versorgungsprobleme, für deren Lösung andere Sozialleistungsträger einbezogen werden müssen", gab der stellvertretende Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, Matthias Mohrmann, zu bedenken. Im Gesundheitskiosk gelinge es, "diese herauszuarbeiten und die richtigen Wege zu bahnen“, so Mohrmann.
120 Gesundheitskioske bis 2026
Die Initiative zur bundesweiten Etablierung von Gesundheitskiosken ist Teil des Koalitionsvertrages der Ampel-Regierung. Die Rahmenbedingungen dafür werden nun im neuen Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung (GSVG) festgelegt. Laut Entwurf sollen sich die jährlichen Kosten für die Kioske auf rund 400.000 Euro belaufen. Den Hauptanteil davon sollen die gesetzlichen Krankenkassen mit rund 74,5 Prozent tragen, rund 20 Prozent würden die Kommunen und 5,5 Prozent die privaten Krankenkassen übernehmen.
Dass der Hauptanteil der Kosten von den Kassen getragen werden soll, stösst bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg auf Bedenken. Damit würden „versicherungsfremde Leistungen“ auf die Beitragszahler abgewälzt, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Auch die Apotheken seien mit keinem Wort erwähnt worden, was die Skepsis der Standesvertretung der Apotheker schürt. Statt in ein etabliertes System zu investieren, würden Parallelstrukturen geschaffen, kritisiert sie. Demgegenüber betont zum Beispiel der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten e.V. die neuen Möglichkeiten und Chancen, die Gesundheitskioske bieten, in die auch die Apotheken ihr Fachwissen einbringen könnten.
Ziel des Bundesgesundheitsministeriums ist es jetzt, im Jahr 2024 bundesweit bis zu 30 Gesundheitskioske, im Jahr 2025 dann bis zu 60 Gesundheitskioske und im Jahr 2026 rund 120 Gesundheitskioske in Betrieb zu nehmen.
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