Vegane Ernährung: Trend mit Nachhaltigkeit?
Was ist vegan?
Vegan heißt stark vereinfacht, dass bei der Ernährung auf jegliche Form von tierischen Produkten verzichtet wird. Also keine Milch, keine Eier, kein Fleisch. Aber auch kein Honig, keine Gummibären mit Gelatine und kein Fisch. Der vegane Lebensstil entwickelte sich aus dem Vegetarismus, der bereits vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden in Indien und den östlichen Mittelmeerländern praktiziert wurde. 1944 ging aus der britischen „Vegetarian Society“ die „Vegan Society“ hervor, die sich selbst als älteste vegane Organisation der Welt bezeichnet. Donald Watson, Gründer der Gemeinschaft, schuf die Bezeichnung „vegan“ aus den Anfangsbuchstaben und dem Ende von „veg-etari-an“.
Laut „VEBU“, der nach eigenen Angaben größten Interessenvertretung für vegetarisch und vegan lebende Menschen in Deutschland, ernähren sich bundesweit 7,8 Millionen Menschen vegetarisch und rund 900.000 Menschen vegan. Jeden Tag entscheiden sich laut Schätzungen der Organisation weitere 2.000 Menschen für ein vegetarische und 200 Menschen für eine vegane Ernährung. Weltweit wird die Anzahl der Vegetarier oder Veganer auf insgesamt 1 Milliarde geschätzt.
Ausreichende Nährstoffversorgung
Laut Ernährungswissenschaftlern müssen Veganer sorgfältig darauf achten, was sie zu sich nehmen. Fleischlose Nahrung würde oft zu wenig Jod, Vitamin D, B2 und B12 beinhalten.
Um die Stoffe auch ohne Fleisch dem Körper zuzuführen, kann Jod beispielsweise auch über jodiertes Speisesalz, Vitamin B2 durch Spinat, Spargel und Brokkoli und Kalzium über Nüsse und Hülsenfrüchte aufgenommen werden. Zudem lässt sich mit Tofu und Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Bohnen der Eiweißbedarf decken.
Bei dem Vitamin B12, das fast ausschließlich in tierischen Produkten enthalten ist, wird es schwieriger. B12 kann über bestimmte Algenarten wie Chlorella und Nori aufgenommen werden oder in Form von künstlichen Vitamin B12 wie Cyanocobalamin und Adenosylcobalamin.
Unterstützung durch die Krankenkasse
Die Krankenversicherer weltweit haben die stetig steigende Zahl an sich vegan oder vegetarisch ernährenden Menschen unter ihren Versicherten registriert und reagieren entsprechendend. Die größte US-amerikanische Krankenversicherung „Kaiser Permanente“ empfiehlt ihren Mitgliedern zur Prävention von Erkrankungen und Verbesserung der Lebensqualität ausdrücklich eine vegane Ernährung.
In Deutschland nimmt die BKK ProVita eine besondere Rolle ein. Deren Vorstand, Andreas Schöfbeck, ist selbst Veganer und möchte eine Diskussion über gesunde und insbesondere vegetarische und vegane Ernährung anstoßen. Schöfbeck sagt: „Wir wollen den Menschen bewusst machen, dass Vegetarier und Veganer ein geringeres Risiko haben, an Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs zu erkranken.“ Ein wichtiges Ziel für eine Krankenkasse sei, dass die Versicherten ihre Gesundheit erhalten oder wieder herstellen können. Da pflanzliche Ernährung vielen der sogenannten Volkskrankheiten vorbeuge, seien die Menschen, die sich so ernähren, gesünder, so der ProVita-Vorstand gegenüber dem Online-Magazin „Vegpool“.
Bonus für Veganer?
Die BKK ProVita arbeitete derzeit intensiv an einem Bonusprogramm für ihre vegetarischen und veganen Versicherten - warte jedoch noch auf die notwendige Genehmigung des Bundesversicherungsamts. „Solche Bonusprogramme müssen ein sehr komplexes Genehmigungsverfahren durchlaufen. Wir dürfen nur Leistungen bezahlen, die eine Grundlage und Anspruchsbegründung nach einer Vorschrift im Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch (SGB V) haben. Auch die Leistungen, die wir im Rahmen unserer Satzungsautonomie anbieten dürfen, sind im SGB V definiert“, so Andreas Schöfbeck weiter. Sobald die Genehmigung erteilt ist, würde die Kasse gerne in den nächsten Monaten damit an die Öffentlichkeit gehen.
Wer sich selbst, wenn auch nur für eine Woche, an einer veganen Ernährung probieren möchte, kann an der „Vegan Taste Week“ der Albert Schweitzer Stiftung teilnehmen.