Studie sieht drastisch steigende Krankenkassenbeiträge bis 2040
PKV-Institut liefert Szenarien für die Finanzentwicklung in der GKVDie Studie mit dem Titel „Die zukünftige Entwicklung der GKV-Finanzen – Ein Beitrag zur Diskussion um erhöhte Steuerzuschüsse“ erschien Mitte März und enthält optimistische sowie pessimistische Varianten – je nachdem welche Grundannahme für die Einnahmen bestehen.
Das Fazit der Experten vom Wissenschaftlichen Institut der PKV (WIP): Steuerzuschüsse können die Finanzierungsfragen in der GKV auf Dauer nicht lösen. Für die optimistische Variante der Schätzungen ging die Studie davon aus, dass die Kasseneinnahmen mit der Kostenentwicklung Schritt halten können. Bei dieser wenig realistischen These würden die Beitragssätze laut WIP im Jahr 2030 bei 15,5 % und zehn Jahre später bei vertretbaren 16,7 Prozent liegen.
Über 100 Milliarden Steuerzuschuss pro Jahr?
In einer kritischeren Variante legten die Kalkulatoren die statistische Entwicklung der Beitragssätze in den letzten 20 Jahren für die weitere zukünftige Entwicklung zu Grunde. In diesem Zeitraum kletterten die GKV-Ausgaben durchschnittlich um 3,2 Prozent pro Jahr, während die Einnahmen nur um 1,8 Prozent jährlich anstiegen. Bei Zugrundelegung dieser Statistik für die Prognose lägen die Beitragssätze schon in zehn Jahren bei mehr als 20 % und würden bis 2040 weiter um bis zu 29 % oder mehr steigen. Sollte die Politik also in der nächsten Zeit versuchen, mit Steuerzuschüssen die Beiträge und Zusatzbeiträge stabil zu halten, wären 2030 schon 30 Milliarden Euro und 2040 schon 70 bis 128 Mrd. Euro Steuerzuschuss notwendig.
Diese an sich schon kritische Entwicklung habe sich laut WIP aber bereits in den letzten Jahren noch einmal drastisch verschärft. So seien die GKV-Ausgaben 2019 bereits um 5 Prozent gestiegen. Und der bevorstehende Renteneintritt der bevölkerungsreichen Jahrgänge werde laut WIP diese Tendenz verstärken.
GKV-Spitzenverband: Bestenfalls Spekulation
Der GKV-Spitzenverband weist die Berechnungen als unrelevant zurück. „Aus Erfahrung können wir sagen, dass Beitragsprognosen über so lange Zeiträume bestenfalls qualifizierte Spekulationen sind“, so der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes Florian Lanz.
Für Lanz sei die Studie ein durchsichtiger Versuch, die gesetzliche Krankenversicherung „schlecht zu reden.“ Dabei zeige „die Pandemie auf dramatische Weise, wie froh wir sein können, mit der GKV ein System zu haben, dass seit über 150 Jahren ohne Ansehen des Geldbeutels für die Menschen die notwendige medizinische Versorgung zur Verfügung stellt.“, so Lanz weiter.
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Verbände zur Finanzmisere der Krankenkassen
Die gesetzlichen Krankenkassen sehen nicht nur für 2021 sondern auch dem darauffolgenden Jahr 2022 mit Sorge entgegen. Das für 2021 prognostizierte Finanzloch von 16 Milliarden Euro müsse für das darauffolgende Jahr als mindestens ebenso groß angenommen werden.