Nach Cyberangriff: Mehr als 30 Krankenkassen kämpfen noch mit technischen Störungen
IT-Dienstleister BITMARCK arbeitet an der Wiederherstellung der SystemeSysteme im Notbetrieb
Am 26. April informierte die Bitmarck Holding GmbH aus Essen ihre Kunden aus dem Bereich Sozialversicherung darüber, Opfer eines böswilligen Hackerangriffs geworden zu sein. Das Unternehmen, welches Server und Software für 80 Krankenkassen bereitstellt, musste die Datenverbindungen aus Sicherheitsgründen kappen und die Systeme herunterfahren. Bitmarck selbst gab an, dass es bei der Attacke zu keinem Abfluss von Patientendaten gekommen sei. Je nach Kundensituation könne es jedoch unterschiedlich lang dauern, bis die Systeme wieder in Betrieb genommen werden können. Details zum Angriff gab das Unterehmen aus Sicherheitsgründen nicht Preis. Für die Ermittlungen seien externe und interne Spezialisten sowie Sicherheitsexperten des LKA NRW und Datenforensiker mit eingebunden. Zu dem stehe man in direktem Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium.
Betroffen waren auch große Ersatzkassen wie die DAK Gesundheit. Mittlerweile sei der Betrieb vor allem im Zahlungsverkehr auf Notbetrieb teilweise wiederhergestellt. Insgesamt sind die Krankenkassen auf sehr unterschiedliche Weise betroffen. Bei der Wiederherstellung der Betriebsfähigkeit haben die Anwendungen für die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und die Elektronische Patientenakte (ePA) Vorrang.
Zahlungsverkehr, ePA und eAU gestört
Laut TAZ.de kam es unter anderem bei der DAK Gesundheit, der KKH sowie bei den Landwirtschaftlichen Krankenkassen zu Einschränkungen bei der Nutzung der der Elektronischen Patientenakte und der Elektronischen AU-Bescheinigung.
Laut heise.de sind Mitte der 18. Kalenderwoche immer noch 36 Kassen schwer erreichbar. Darunter befinden sich eine hohe Zahl Betriebskrankenkassen, die hkk und die drei Innungskrankenkassen IKK gesund plus, IKK Südwest sowie IKK - Die Innovationskasse. Die BIG direkt gesund informiert ihre Versicherten darüber, dass es wegen der technischen Störungen im Zusammenhang mit der Attacke zu Verzögerungen beim Krankengeld und anderen Geldleistungen kam.
Die hkk informiert Ihre Mitglieder und Versicherten darüber, dass die bundesweit geöffnete Ersatzkasse weiterhin über alle bekannten elektronischen Wege erreichbar sei. Jedoch könnten viele Anliegen zur Zeit nicht direkt bearbeitet werden, weil der Zugang zu den Datenbanken noch nicht wiederhergestellt sei. E-Mails an die hkk gingen jedoch nicht verloren und würden zu gegebener Zeit beantwortet.
Nicht der erste Angriff in diesem Jahr
Die BITMARCK entwickelt für 80 Krankenkassen mit 25 Millionen Versicherten die elektronische Patientenakte (ePA) als Branchenlösung und stellt die Infrastruktur dafür bereit. Das Unternehmen möchte nun in den betriebseigenen Rechenzentren die eingesetzten Sicherheitsprotokolle verbessern. Bereits im Januar 2023 war es in einem Rechenzentrum der BITMARCK zu einem Hackerangriff mit hunderttausendfachem Datenabfluss gekommen. Das Unternehmen hatte dies laut wikipedia zuerst nicht einräumen wollen.
-
Ich sehe die digitale Selbstbestimmung als gefährdet an.
Immer wieder betonen Politik, Krankenkassen und IT-Unternehmen, dass Datenschutz und Datenhoheit der Versicherten an erster Stelle stehen, wenn im Gesundheitswesen alle medizinischen Daten miteinander vernetzt werden. Dr. Bernhard Scheffold vom Verein Patientenrechte-Datenschutz e.V. hält das für eine Illusion. -
„Gläserner Staat" statt „gläserne Bürger“ - Interview mit Sandra Leurs von der Piratenpartei
Die Piratenpartei versteht sich als bürgernahe Partei der Informationsgesellschaft und vertritt Forderungen wie politische Transparenz, direkte Demokratie, Datenschutz und ein Bedingungsloses Grundeinkommen. -
Gläserner Patient per Gesetz? Klage gegen Datenweitergabe der Krankenkassen
Laut Digitale-Vesorgung-Gesetz sollen die gesetzlichen Kassen noch in diesem Jahr ihre gespeicherten Daten zu allen Versicherten in einen zentralen Datensammelpool zu Forschungszwecken geben. -
Unberechtigter Zugriff auf Krankenkassen-Server
Auf die bundesweit geöffnete Krankenkasse BIG direkt gesund wurde nach Angaben von heise.de womöglich ein Cyberangriff durchgeführt. Für mehrere Tage sei die Krankenkasse für die mehr als eine halbe Million Versicherten nicht erreichbar gewesen.