KKH: Mehr Essstörungen bei Jugendlichen nach Pandemie
Hohe Dunkelziffer angenommen
Die KKH selbst gab die Zahl der Fälle innerhalb ihrer Versichertenklientel für 2021 insgesamt mit 10.100 an. Ein Zehntel davon seien 12- bis 17-jährige Jugendliche, vor allem Mädchen und Frauen. Allein in dieser Bevölkerungsgruppe werde nach einer Hochrechnung bundesweit von 50.000 Fällen ausgegangen. Allerdings müsse von einer wesentlich größeren Dunkelziffer ausgegangen werden,weil die erhobenen Zahlen nur die medizinisch diagnostizierten Fälle berücksichtigen würden.
Essstörungen oft mit Angst und Depression verbunden
Die Gründe für diese Entwicklung seien „vielfältig und reichen von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über familiäre Konflikte bis hin zu Leistungsdruck und Mobbing”, so die KKH-Psychologin Franziska Klemm im Handelsblatt. Neben der Pandemie gilt auch der Einfluss medialer Bilder von vermeintlichen Körperidealen zu den Ursachen der Störungen. Während der Lockdowns war der Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen exorbitant gestiegen, wobei „der Realitätsbezug und somit auch der Vergleich, wie Freunde und Mitschüler im echten Leben ohne Filter aussehen”, vielfach verlorenging, so Klemm. Die Psychologin betonte, dass Essstörungen ernstzunehmende psychische Erkrankungen sind, die oftmals mit Depression und Angststörungen verbunden sind.
Mehr Therapieplätze gefordert
Auch der Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj) hat den dramatischen Anstieg von Essstörungen thematisiert. Um die psychischen Spätfolgen der Pandemie abfedern zu können, brauche man wesentlich mehr Therapieplätze, äußerte die bkj- Vorsitzende Inés Brock-Harder gegenüber krankenkasseninfo.de. Um ambulante Versorgung in der Psychotherapie zu verbessern, müsse die Zahl der Praxiszulassungen ( Kassensitze) unbürokratisch erhöht werden, so Brock-Harder. So könnte es gelingen die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz von bis zu einem halben Jahr deutlich zu reduzieren.
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Dr. Inés Brock-Harder ist Vorsitzende des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj) und Mitglied der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“. Im Gespräch mit krankenkasseninfo.