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Arzt und Patient

In welches Krankenhaus? Neuer Klinik-Atlas ging ans Netz

Qualitätsdaten für Versicherte und Patienten einsehbar
veröffentlicht am 23.05.2024 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Website des neuen Klinik-Atlas Website des neuen Klinik-Atlas
Patienten und Krankenversicherte in Deutschland können seit Mitte Mai einen Internetvergleich für Kliniken. Das Portal bietet Daten über die Versorgungsqualität und Ausstattung der einzelnen Krankenhäuser. Nach Start werden nun schrittweise weitere Daten einfließen und die Suchmöglichkeiten vervollständigen. Die Krankenversicherten selbst können im Klinik-Atlas ihre individuellen Erfahrungen und auch medizinische Behandlungsfehler melden.

2024-05-23T14:53:00+00:00
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Unter der Adresse www.bundes-klinik-atlas.de können die Nutzer nach Orten und Postleitzahlen oder auch nach Krankheitsbildern und Behandlungen in die Suche einsteigen. Ähnlich wie bei Internet-Suchmaschinen zeigt das System bereits während der Eingabe Suchvorschläge an.

Relevante Informationen für Patienten

Pflege im Krankenhaus Pflege im Krankenhaus(c) JMG / Pixelio.de
Wer einen bestimmten Eingriff durchführen lassen will, kann beispielsweise unter dem Stichwort Hüftgelenk-OP alle Kliniken eines Postleitzahlbereiches auf personelle Ausstattung, Zertifizierungen und weitere Qualitätszahlen zu dieser Behandlung vergleichen. Die Patienten können aus diesen Angaben weiterhin entnehmen, wie oft die geplante OP oder Behandlung in der betreffenden Klinik durchgeführt wird. Auch der so genannte Facharztschlüssel und der Pflegeschlüssel einer Klinik sind für die Nutzer einsehbar. Ebenfalls zugänglich sind aufgeschlüsselte statistische Angaben zu Komplikationen nach Operationen und anderen stationären Behandlungen. Damit bekommen Patientinnen und Patienten Zugang zu relevanten Informationen zu den erwartbaren Bedingungen ihrer geplanten Behandlung und können eine Wahlentscheidung aufgrund gesicherter Informationen treffen. Der neue Klinik-Atlas entstand unter der Federführung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und ist Teil der umfassenden Krankenhausreform von Minister Lauterbach (SPD). Der Klinikatlas ergänzt und erweitert bisherige Internetangebote wie das Deutsche Krankenhausverzeichnis der DKG oder den TK-Klinikführer.

Kritik an "vermeintlichen Sternekategorien"

Dr. Gerald Gaß (Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft DKG) Dr. Gerald Gaß (Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft DKG)(c) Georg Lopata/DKG
Kritisiert wurde das neue Angebot unter anderem dafür, dass die aufgeführten Krankenhäuser in verschiedene „Versorgungsstufen“ eingeteilt werden. Ausgewiesen werden so genannte Levels ( Level1, Level 2 und Level3 ), wobei das unterste Level eine Einstufung als so genannte Basisversorger darstellt. Um als Level2- oder Level3-Klinik aufgeführt zu werden, muss ein breiteres Spektrum an Behandlungen und Spezialisierungen vorhanden sein als in der Basisstufe. Diese vorauseilende medizinische Klassifizierung wird von der Politik und der Deutschen Krankenhausgesellschaft abgelehnt, weil sie keinen Aussagewert über die Qualität der Behandlung enthalte. Vielmehr führe sie dazu, „dass vermeintliche Sternekategorien, also Level, die Patientinnen und Patienten fehlleiten."

Mit der jetzt schon sichtbaren Einstufung der Kliniken greife das neue Portal der geplanten Klinikreform vor, bei welcher das Verhältnis von Leistungsgruppen und Versorgungsstufen definiert und ausgehandelt werden soll. Durch die bereits jetzt realisierte Einteilung könnten kleinere Kliniken im Wettbewerb benachteiligt werden, obwohl diese ebenfalls über hochspezialisierte Fachabteilungen verfügen, nur eben nicht so breit aufgestellt sind wie beispielsweise Universitätskliniken. Der Ärzteverband „Marburger Bund“ kritisierte den „Bürokratieschub“, den das neue Vergleichsportal mit sich bringe. Denn die Kliniken werden per Gesetz verpflichtet, ihre Daten jedes Quartal zu erneuern und einzupflegen, was einen erheblichen Mehraufwand mit sich bringe.

Zweifel an Aktualität der Daten

Trotzdem sei es laut Experten zweifelhaft, dass die Nutzer wirklich aktuelle Zahlen erhalten könnten. Vielmehr sei es laut einer Studie der TU Berlin als realistisch anzusehen, dass die verfügbaren Daten im Vergleichsportal permanent circa zwei Jahre veraltet sein werden. Patientenschützer monierten wiederum , dass das Internetangebot bestimmte relevante Angaben nicht enthalte, wie zum Beispiel durchschnittliche Wartezeiten. Das Bundesgesundheitsministerium indes wies alle Kritiken zurück und versprach einen "fairen Vergleich" durch das neue Angebot.


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