Optimierung oder Sucht? Wenn Sport die Gesundheit gefährdet
Die Grenzen zwischen Sportbegeisterung und gesundheitsgefährdender Sucht sind fließendSechs von zehn Sportlern trainieren am liebsten draußen in der Natur - auch bei anhaltend hohen Temperaturen. Das zeigt eine Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK). Kein Zufall also, dass viele Sportler im Sommer so richtig Fahrt aufnehmen: Die Sonne kurbelt den Kreislauf an und fördert die Produktion des Glückshormons Serotonin. Klar macht Sport bei schönem Wetter mehr Spaß als im Regen, doch bei bei starker Hitze kann es gefährlich sein. "Alarmsignale wie Zittern, Schwäche, Übelkeit oder Gänsehaut sollten Sportler unbedingt beachten", rät Uwe-Folker Haase, Sportwissenschaftler bei der TK.
Das richtige Training
Bei hohen Temperaturen sind Herz und Kreislauf mit der Abkühlung des Körpers beschäftigt und haben weniger Energie für sportliche Herausforderungen. Daher sollte man den Trainingspuls im Auge behalten. Er sollte nicht höher sein als an kühlen Tagen. Um das zu erreichen ist es ratsam, das Pensum etwas zu reduzieren, Pausen einzulegen oder das Training auf die frühen Morgenstunden zu verlegen.
Wer nicht auf den Morgen oder schattige Plätze ausweichen kann, sollte besonders auf die richtige Kleidung achten. Dabei gilt: Je mehr Haut ein Sportler zeigt, desto mehr profitiert er von der Verdunstungskälte. Sonnenbrille und Kopfbedeckung sollten zudem nicht fehlen – genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen dürfte jedem Sportler klar sein.
Es kann zur Sucht werden
Sport wird in der Regel so verkauft, als gäbe es nur Gewinner. Doch wer die Sollwerte nicht erreicht, immer den anderen hinterher hechelt, dem droht sozialer Druck. Nicht jeder ist diesem gewachsen. Freelethics, Callisthenic oder auch Baristic-Workouts werden vorwiegend in Gruppenkursen angeboten und arbeiten viel mit Partnerübungen. Erreicht man die Vorgaben nicht, bekommt es die Gruppe mit. Das kann Ansporn aber auch demotivierend sein. Ähnlich sieht es bei Ballsportarten oder Kraftsport im Fitnessstudio aus – auch hier kann sich der Vergleich zu einer psychischen Belastung entwickeln. Will man den eventuellen Rückstand aufholen, ist man auch nach sichtlichen Erfolgen unzufrieden und will immer mehr, kann schnell ein Suchtverhalten eintreten und die eigene Gesundheit wird leichtfertig riskiert.
Damit es nicht so weit kommt, empfehlen Experten, das eigene Trainingsverhalten kritisch zu hinterfragen, sobald sich Warnzeichen bemerkbar machen. "Wenn die Grenze von Sportleidenschaft zu Sportsucht überschritten ist, heißt es, einen Therapeuten zurate zu ziehen", sagt Prof. Thomas Schack, Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft für Sportpsychologie der Tageszeitung "Die Welt". Das Problem muss dann an der Wurzel gepackt werden: indem der Betroffene gemeinsam mit dem Therapeuten herausfindet, woher sein Suchtverhalten kommt. Häufige Auslöser sind Traumata oder eine gestörte Selbstwahrnehmung.
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