Depression nach der Geburt: jede zehnte Mutter betroffen
Britische Wissenschaftler beobachteten hunderttausende FrauenAn der Langzeitstudie von Gesundheitsforschern am University College in London nahmen laut Ärztezeitung gut 200.000 Frauen teil. Die Ergebnisse zeigen: Jede zehnte Frau in Großbritannien ist nach einer Geburt von postpartale Depression (PPD) betroffen. Jede achte benötigt eine Behandlung mit Antidepressiva.
Mehr als ein Babyblues
Vergleichbare Zahlen aus Deutschland gibt es nicht. Doch herrscht hier unter Medizinerinnen, Forschern und Betroffenen seit längerem Einigkeit darüber, dass depressiven Verstimmungen nach der Entbindung in der Öffentlichkeit zu wenig thematisiert werden. Mit dem herkömmlichen und sprichwörtlich bekannten 'Babyblues' sind diese Depressionen nicht zu vergleichen. So sagt Dorothee Roeb-Flemming, Psychotherapeutin in einer Anlaufstelle für junge Familien in Aache im ze.tt-Magazin*: „Babyblues ist ein Stimmungstief nach der Geburt, etwa 50 bis 80 Prozent kommen in diese Phase. Man ist reizbar, müde, empfindlich, aber in aller Regel geht die Phase relativ schnell vorbei und sollte nicht länger als 14 Tage andauern. Das ist ganz normal“.
Auch in Deutschland ähnliche Zahlen?
Wenn nach 14 Tagen keine Verbesserung eingetreten ist, kann eine postpartale Depression der Grund für das andauernde Stimmungstief sein. Wörtlich bedeutet postpartal „nach der Geburt eines Kindes“, was genau genommen nicht zutreffend ist. Denn die Depression kann schon während der Schwangerschaft oder bis ein Jahr nach der Geburt auftreten. Mögliche Symptome sind Versagensängste, Schlafstörungen, Überforderung und auch Gedanken sich selbst oder dem Kind Schaden zuzufügen. Hierzulande sind laut Schätzungen ebenfalls 10 bis 15 Prozent der (werdenden) Mütter von ernsthaften postpartalen Depressionen betroffen. Trotzdem wird dem Thema nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, was zu zusätzlichen Versagensängsten und Schamgefühlen führen kann.
Behandlung und Hilfe bei Wochenbettdepression
Liegt eine ärztliche Diagnose für eine postpartale Depression (PPD) vor, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine notwendige psychotherapeutische Behandlung.
Unterstützung und Beratung für Betroffene oder Angehörige gibt es zum Beispiel bei der Organisation „Schatten und Licht e.V.“ , die auch über umfangreiche Listen mit möglichen Ansprechpersonen verfügen. Auch Hausärzte, Gynäkologen oder Therapeuten können über Möglichkeiten zur Behandlung informieren oder an entsprechende Fachleute verweisen.
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