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Psyche

Formen der Depression

veröffentlicht am 17.12.2024 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Depression hat vielfältige Formen und Ausprägungen Depression hat vielfältige Formen und Ausprägungen(c) Getty Images / Farknot_Architect
Der Begriff „Depression“ versammelt verschiedene depressive Erkrankungen und Störungen mit unterschiedlichsten Ursprüngen und Entwicklungen. Dabei ist nicht jede Trauerphase oder Niedergeschlagenheit sofort behandlungswürdig aus psychotherapeutischer Perspektive. Diese Formen der Depression sind bekannt:

2024-12-17T15:12:00+00:00
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Wechselhafte Emotionen und Stimmungsschwankungen gehören zum Leben. Allerdings können wir von Krankheiten oder Lebensereignissen so stark betroffen sein, dass die Lebensqualität langfristig darunter leidet. In solchen Fällen können depressive Störungen auftreten, die unser Wohlbefinden sowie unseren Blick auf uns selbst und die Welt nachhaltig trüben. Verfallen Menschen über Wochen bis Monate dauerhaft in eine emotionale Schieflage, geprägt von zwanghaft negativen Gedanken und Antriebshemmung, bezeichnet die Psychotherapie dies als „depressive Episode“. Sie unterscheidet dabei verschiedene Belastungsgrade, bei denen entsprechende Therapiemittel und Methoden zum Einsatz kommen, um die Symptome zu lindern.

Symptome von Depression

  • Traurigkeit und Niedergeschlagenheit
  • Erschöpfung und Antriebslosigkeit
  • gesteigerte Nervosität und Grübelei
  • Panik- und Angstmomente
  • Das Gefühl eines sinnentleerten Daseins und Apathie

 

Dazu kommen bestimmte körperliche Ausprägungen. Häufig gehen Depressionen auch mit Konzentrationsmangel und Schlafstörungen einher. Hinzu kommen Appetitlosigkeit und oft psychosomatisch begründete Schmerzen. All diese Symptome können abgelöst werden von Phasen emotionalen Hochs und übersteigerter Euphorie. In manchen Fällen können daraus chronische Zustände erwachsen.

 

Ursachen von Depression

So vielfältig wie ihre unterschiedlichen Ausprägungen sind auch die Ursachen und Gründe von Depressionen. Sie können sowohl biologische, medizinische und lebensweltliche Ursachen haben beziehungsweise aus einem Mix daraus resultieren. Eine biologische Rolle könnten Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin spielen. Wissenschaftlich bleibt die These einer genetischen Veranlagung zu Depressionen streitbar. Experten gehen zumindest von einer Wechselwirkung zwischen Neurotransmittern und negativen Lebensumständen und Ereignissen aus.

Neurotransmitter als Faktoren für Depression Neurotransmitter als Faktoren für Depression(c) gettx Images / StudioGraphic

Einen größeren Einfluss schreibt die Forschung unter anderem frühkindlichen Prägungen, Verlusterfahrungen, Beziehungs- und Familienproblemen, Stressphasen oder Armut zu. Aus medizinischer Sicht können chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs zu Depressionen führen, genauso wie Hirnschäden, Hormonstörungen oder Demenz. Auch bestimmte Medikamente bringen als Nebenwirkungen ein erhöhtes Risiko zur Niedergeschlagenheit mit sich. Zudem sieht die Medizin einen Zusammenhang zwischen  Drogenkonsum und Depressionen.

Unterschiedliche Formen von Depression

So individuell wie die Lebensumstände und Biografien der Menschen sind, so unterschiedlich sind die Faktoren, die zu einer Depression führen und sowohl deren Dauer als auch Intensität bestimmen. Daher sollte man für eine genaue Diagnostik und Behandlung stets medizinisch beziehungsweise psychotherapeutisch ausgebildetes Personal aufsuchen.

Unipolare Depression

Die unipolare Depression gilt als die verbreitetste Variante. Darin erleben Betroffene über einige Wochen hinweg mehrere Symptome. Diese reichen von Kraft- und Motivationslosigkeit über Schlaf- und Appetitprobleme. Bei hohem Beschwerdegrad können selbstentwertende Gedanken und sinkender Lebensmut sogar zu suizidalen Verfassungen führen. Kehren depressiven Episoden wieder, spricht man im Fachjargon von einer rezidivierenden Depression. Halten die Beschwerden über Jahre an, geht man oft von einem chronischen Verlauf aus.

Atypische und situative Depression

Kommt es neben Phasen mit Stimmungswechsel zwischen hoher Erregtheit und Traurigkeit auch zu mehrmonatigen Phasen mit normal erscheinender Stimmungslage, bezeichnet man diese als atypische Depression oder auch Zyklothymia. Äußern sich depressive Symptome hauptsächlich dann, wenn bestimmte Ereignisse eintreten, spricht man von einer situativen Depression. Oft liegt diesen Reaktionen eine Anpassungsstörung zugrunde.

Bipolare Depression

Menschen mit bipolaren Störungen durchlaufen Phasen mit teilweise heftigen Gefühlsschwankungen, hoher Reizbarkeit und Zerstreutheit. Innerhalb der manisch-depressiven Erkrankung folgen Abschnitte mit klassischen Symptomen auf Abschnitte enormen Hochgefühls und Selbstüberschätzung, die sich bis zum Realitätsverlust steigern können.

Chronische Depression

Erlebt man freud- und antriebslose Stimmungen dauerhaft über mehr als zwei Jahre, liegt eine chronische Verstimmung vor, auch Dysthymie genannt. Menschen mit Dysthymie können alle üblichen Verpflichtungen des Alltag erledigen, da die depressiven Symptome nur mild auftreten. Allerdings macht der Dauerzustand diesen Alltag strapaziös und kräftezehrend. Innerhalb solch einer chronischen Depression können sich daher stärkere depressive Episoden entwickeln. Dies bezeichnet man auch als „doppelte Depression“.

Prä- und postpartale Depression

Die präpartale bzw. postpartale Depression tritt im Zeitraum vor beziehungsweise nach einer Geburt bei Frauen auf. Oft führen Ängste gegenüber der neuen Lebensphase und Selbstzweifel gegenüber der Mutterrolle zur Ausprägung einer präpartalen bzw. postpartalen Depression. Vor der Geburt erleben einige werdende Mütter Stimmungsschwankungen, in denen sich ein erwartungsvoller Blick auf die Geburt und die Mutterrolle mit einer sehr niedergeschlagenen Stimmung abwechselt. Gemeinhin kennt man letztere Phase als „Babyblues“. Daraus kann bei manchen Müttern nach der Geburt eine sogenannte Wochenbettdepression entstehen, in der sich Mütter gelähmt und emotional distanziert fühlen. Statt der erwarteten Freude stellt sich Niedergeschlagenheit ein, welche die Umsorgung des Kindes für die Mütter erschwert. Damit einher gehen oft Selbstzweifel sowie Scham- und Schuldgefühle der Mütter.

Depression nach der Geburt eines Kindes Depression nach der Geburt eines Kindes(c) Getty Images / AndreyPopov

Depression durch Burnout

Fühlt man sich bei der Arbeit ausgelaugt oder ausgebrannt, spricht man üblicherweise vom „Burnout“. Der Burnout stellt dabei keinen wissenschaftlichen Begriff dar, sondern gilt eher als Sammelbegriff für Symptome, die durch Dauerbelastung oder anhaltenden Stress entstehen. Folgende Anzeichen können auf einen Burnout hinweisen:

  • Probleme beim Einschlafen und/oder sehr frühes Wachwerden
  • Unruhe und gedankliches Wälzen von Sorgen und Konflikten
  • Körperliche Beschwerden wie häufige Magenprobleme und Kopfschmerzen

Ein Burnout kann somit einerseits aus großer Anspannung in der Arbeitswelt resultieren. Andererseits können auch Stress und ungelöste Konflikte im Privatleben dafür verantwortlich sein. Der anhaltende Erschöpfungszustand kann sowohl zu depressiven Episoden führen als auch ein weiteres Symptom für eine bereits im Hintergrund aktive Depression sein.

Depression und Demenz

Depression bei Demenz Depression bei Demenz(c) Getty Images / Tero Vesalainen
Eine weitere Depression, die eher den Lebensumständen geschuldet ist, betrifft negative Verstimmungen im Alter. Im hohen Alter nimmt die Mobilität ab und das soziale Umfeld verkleinert sich. Dadurch ziehen sich viele ältere Menschen noch weiter zurück und verlieren das Interesse an Hobbys und Kontakten.
Allzu oft zählt man diese Reaktionen zu den herkömmlichen Nebeneffekten des Alterns und sie bleiben unbehandelt. Oft erfolgt zudem nur eine Behandlung der körperlichen Symptome wie Schwindelgefühle, gesenkter Appetit und Schlafstörungen.

Stattdessen lassen sie sich auch als psychosomatische Warnzeichen für eine Depression lesen. Diese lässt sich auch im hohen Alter mittels psychotherapeutischer Angebote begegnen. Andererseits werden Konzentrationsschwächen im Alter fälschlich als erste Demenz-Symptome eingeordnet. Daher bezeichnet man die Altersdepression auch als Pseudodemenz.

Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)

Vor Beginn einer Menstruation können bei vielen Frauen neben körperlichen auch psychische Beschwerden auftreten. Bei 5 bis 8 Prozent der menstruierenden Menschen können die Symptome jedoch eine besondere Intensität erreichen. Sie durchleben dann eine prämenstruelle dysphorische Störung.
Zu den Symptomen gehören Reizbarkeit, starke Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Depression. Zwar verschwindet die PMDS meist, sobald die  Regelblutung wieder einsetzt. Doch kann sie zyklisch immer wieder auftreten und damit zu wiederkehrenden depressiven, aber behandelbaren Zuständen führen.

Kostenübernahme der gesetzlichen Krankenkassen bei Depression

Krankenkassen übernehmen die Kosten von verschiedenen Therapieformen bei diagnostizierter Depression. Dazu zählt einerseits die Pharmakotherapie, die auf medikamentöse Behandlung setzt. Andererseits unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen auch ambulante und stationäre Psychotherapie, wie beispielsweise:

Psychotherapeutische Behandlung

Die Kostenübernahme gilt dabei sowohl für die Therapie von Erwachsenen als auch für Angebote der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Ebenfalls trägt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für die probatorische Untersuchung bzw. Erstgespräche beim Therapeuten und die darauf folgenden Akutbehandlungen sowie Kurzzeit- und Langzeittherapien.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Therapiekosten nur für Behandlungen durch Ärzte oder psychologische Psychotherapeuten, welche die jeweilige Approbation beziehungsweise staatliche Zulassung zur Heilbehandlung besitzen. Darüber hinaus benötigen die Therapeuten eine Kassenzulassung, um die Behandlung abrechnen zu dürfen. Führt eine Heilpraktikerin oder ein Heilpraktiker die Behandlung durch, erfolgt keine Kostenübernahme seitens der gesetzlichen Krankenkasse, auch wenn die Behandlung psychotherapeutische Standards erfüllt.

Prävention und besondere Versorgungsformen

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten für Betroffene darüber hinaus besondere Behandlungsprogramme (DMP) an, um stärker werdenden Zuständen der Niedergeschlagenheit frühzeitig entgegenzutreten und Versicherte für Symptome der Depression zu sensibilisieren. Solche Maßnahmen lassen sich zudem begleitend zu einer laufenden Therapie nutzen. Zur Kostenübernahme ist es hierbei wichtig, dass ein Arzt oder ein Therapeut eine entsprechende Kombination für förderlich erachtet.

Zur Stärkung und Stabilisierung der Psyche können Versicherte darüber hinaus die vielfältigen Präventionsangebote zu Entspannungstechniken, Bewegungsmobilisierung und Selbstmanagement-Methoden besuchen und erhalten die Kosten voll oder mit Eigenanteil erstattet. Neben Angeboten von Praxen zählen dazu auch Selbsthilfe-Angebote, die online stattfinden.

Weiterführende Artikel:
  • Neues DMP-Programm für Menschen mit Depression
    Menschen, die an längeren und wiederkehrenden Depressionen leiden, können in Zukunft in einem strukturierten Behandlungsprogramm (Disease-Management-Programm, DMP) behandelt werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat dazu Mitte August einen entsprechenden Beschluss gefasst.
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    Sport gilt allgemein als gesundheitsfördernd und ist daher zentraler Bestandteil von Prävention. Im Rahmen einer Sporttherapie wird sportliches Training aber auch gezielt als Heilmittel eingesetzt.
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    Ich hatte eine Psychotherapie und bin nun erst einmal für zwei Jahre "gesperrt". Da meine bestehende Krankenkasse ihre Beiträge erhöht, würde ich gerne die Krankenkasse wechseln. Erfährt die neue Kasse dann von der bereits abgeschlossenen Psychotherapie? Oder könnte ich so die Sperre umgehen und einen neuen Ansatz versuchen? R.
  • Gesundheitsatlas Sachsen-Anhalt: Depression bleibt bedrückendes Problem
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