Radiofrequenztherapie - Wirksam nicht nur bei Krampfadern
Radiofrequenztherapie kommt vielfach zum Einsatz gegen chronische Schmerzen, die etwa durch Verletzungen an der Hals-, Brust-, oder Lenden-Wirbelsäule hervorgerufen werden. Im Laufe des Lebens kommt es in Abhängigkeit von Alter, Beweglichkeit und Vorerkrankungen zu Verschleißerscheinungen an den Wirbelgelenken und Bandscheiben, welche die Wirbelkörper miteinander verbinden. Die Folge sind meist Fehlbelastungen und chronische Entzündungen der Wirbelgelenke, welche mit einer Großzahl an Schmerzfasern und Nervensträngen durchzogen sind. Das führt wiederum zum Auftreten von starken Schmerzen im Rücken. Besonders eine ungesunde Lebensweise, die mit viel sitzen oder liegen einhergeht, kann zu solchen Schmerzen führen. Diese Körperhaltungen sind nämlich meist Ursache dafür, dass die Rückenmuskulatur schwach oder einseitig ausgeprägt ist. Fehlt die notwendige Stabilisierung der Wirbelsäule, fördert das den Verschleiß von Wirbelgelenken und Bandscheiben.
Radiofrequenztherapie gegen Krampfadern
Das nicht-invasive Verfahren ist neben dem Einsatz innerhalb einer Schmerztherapie auch eine wirksame Form zur Behandlung von Krampfadern. Diese können sogar so stark zurückgebildet werden, dass ein zuvor noch als notwendig angesehener chirurgischer Eingriff verzögert, wenn nicht sogar verhindert werden kann. Dementsprechend stellt die RFT eine schonende Alternative im Vergleich zur herkömmlichen operativen Behandlungsmethode (Strippen) von Krampfadern dar.
RFT und ästhetische Chirurgie
Das dritte Einsatzgebiet von der Radiofrequenztherapie ist die Faltenbehandlung durch Thermallifting innerhalb der ästhetischen Chirurgie. Grundlage der Behandlung ist das Bedürfnis der Patienten nach einer Verbesserung ihres Hautbildes. Da es sich dabei allerdings um einen kosmetischen Eingriff handelt, ist dieser mit privaten Kosten verbunden. Die Krankenkassen übernehmen für ästhetische Korrekturen nur im Ausnahmefall die Kosten, weil diese als medizinisch nicht notwendig gelten. Eine Faltenbehandlung zur Verbesserung des Hautbildes kostet die Patienten je nach Areal und Arzthonorar zwischen 150 bis 1200 Euro. Der Aufwand einer RFT wird im Vorfeld immer mit dem Nutzen und alternativen Methoden in Relation gesetzt. Deshalb kommt die Therapie nicht immer zum Einsatz, auch wenn sie eine mögliche Behandlungsoption ist.
Ablauf einer RFT-Behandlung
Im Vorfeld der eigentlichen Therapie wird getestet, ob die zu behandelnden Nerven tatsächlich ausschlaggebend für das Schmerzempfinden sind. Dafür wird ein Betäubungsmittel in die entsprechende Stelle injiziert, was das Schmerzempfinden lindern sollte. Ziel der vorherigen Betäubung ist es zweifelsfrei auszuschließen, dass die behandelten Nerven für das Gefühlsempfinden oder die Beweglichkeit im schmerzenden Bereich verantwortlich sind. In diesem Fall sollte von der Therapie an der entsprechenden Stelle abgesehen werden, um eine ungewünschte Nervenschädigungen oder dauerhafte Taubheit zu vermeiden. Treten jedoch keine Kontraindikationen auf, kann die Radiofrequenztherapie an dem getesteten Nerven ohne Weiteres zum Einsatz kommen. Je nach Verfahren wird unter lokaler Betäubung eine Thermosonde oder eine Elektrode in das schmerzende Gewebe eingeführt. Die Nadel der Apparatur wird in unmittelbarer Nähe des schmerzverursachenden Nervs ausgerichtet, wenn dieser anatomisch zugänglich ist. Der beschriebene Prozess wird mittels bildgebender Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall, beobachtet und kontrolliert. Das ist notwendig, um eine falsche Platzierung der Nadel zu vermeiden.
RFN und PRF
In der Radiofrequenztherapie werden zwei verschiedene Formen unterteilt: Die Radiofrequenz-Neurotomie (RFN) und die gepulste Radiofrequenz (PRF). Bei der RFN gibt die platzierte Thermosonde für einen kurzen Zeitraum von 70 bis 80 Sekunden kleine Schallwellen in den behandelten Bereich ab, woraufhin die Wassermoleküle in dem Gewebe in Schwingung versetzt werden. Je stärker die Schwingung von Molekülen, desto stärker erwärmt sich deren Umgebung. Durch die Sonde ist es möglich Temperaturen zwischen 70 bis 90 Grad Celsius im Gewebe zu erzeugen. Die entstehende Hitze macht den Nerv funktionsunfähig, wodurch dessen elektrische Leitfähigkeit dauerhaft unterbrochen wird. In der Folge können von diesem Nerv also keine Schmerzsignale mehr an das Gehirn weitergeleitet werden. Die Thermosonde arbeitet bei einer angemessen eingestellten Größe und Feinheit so präzise, dass sie nur die entsprechenden Nerven, nicht aber das umliegende Gewebe beschädigt.
Bei der PRF wird mittels einer Elektrode ein hochfrequenter Wechselstrom für zwei bis sechs Minuten ins Gewebe abgegeben, weshalb es sich hierbei um eine Hochfrequenzbehandlung handelt. Durch das Verfahren entstehen ein elektrisches Feld und Hitze, was zu einer Veränderung an der Zellmembran der Schmerzfasern führt. Es kommt daraufhin zur Unterbrechung der Schmerzleitung und folglich zur Normalisierung der Beschwerden.
Die beiden Verfahren wurden anhand der Therapie von Nerven der Wirbelsäule erklärt. Die RFT kommt aber auch in anderen Bereichen zum Einsatz, wo die Vorgehensweise variieren kann. In der ästhetischen Chirurgie werden zur Faltenbehandlung beispielsweise lediglich die oberen Hautschichten bearbeitet. Bei der Behandlung von Krampfadern werden wiederum die Elektroden, nach vorausgegangener Schnittsetzung, in die Vene eingesetzt. Durch die Erhitzung von innen zieht sich die Vene zusammen, was zu einer wirksamen Rückbildung der Krampfader führt.
Dauer der Radiofrequenztherapie
Die RFT nimmt in der orthopädischen Behandlung oft zwei Einheiten in Anspruch. Die durchschnittliche Behandlungsdauer pro Einheit ist 60 Minuten. Grund dafür ist die sorgfältige Vorbereitung und Überwachung des Verfahrens. Die Dauer einer Sitzung variiert im Hinblick darauf, wie viele Thermosonden oder Elektroden in das schmerzende Gewebe eingesetzt werden. Durchschnittlich kommt es zur Verwendung von einer bis sechs Nadeln. Da die betroffenen Nervenzellen oft sehr klein sind, ist es möglich, dass nicht alle innerhalb einer Sitzung erkannt und behandelt werden können. Für eine totale Schmerzfreiheit kann daher eine Wiederholung der Behandlung notwendig sein.
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei jeder Injektion besteht auch bei der RFT eine geringe Gefahr, dass der Nerv durch die Nadel getroffen wird. Ist das der Fall, können anhaltende Taubheitsgefühle oder Schmerzen entstehen. Das Risiko dafür ist aber sehr gering. Durch die lokale Betäubung verläuft die anschließende Behandlung schmerzfrei. Obwohl die Thermosonde bei der PRF Temperaturen zwischen 70 bis 80 Grad Celsius erzeugt, sind hitzeverursachte Schmerzen in aller Regel ausgeschlossen. Patienten berichten lediglich von einem Druckgefühl an der behandelten Stelle. Sollte es trotz allem zu einem Schmerzempfinden kommen, kann die Stelle problemlos stärker betäubt werden. Weitere Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Es besteht lediglich die Gefahr für eine Infektion oder Blutung der Einstichstelle.
Behandlungserfolge
Die RFT ist eine wirksame Methode zur Unterdrückung des Schmerzgefühls. Der Behandlungserfolg liegt bei 60-70 Prozent. Das bedeutet: Auch nach neun Monaten empfinden die erfolgreich Behandelten eine Schmerzlinderung von 50 Prozent. Eine glückende Behandlung ist davon abhängig, in welchem Chronifizierungsstadium sich die Patienten befunden haben und welche Größe der schmerzende Bereich hatte. Bei vielen setzt die Linderung der Schmerzen sofort nach der Behandlung ein. Es gibt aber auch Betroffene, bei denen bis zu drei Wochen vergehen können, bis ein Effekt einsetzt. In vielen Fällen kann eine Radiofrequenztherapie kann die Notwendigkeit von chirurgischen Eingriffen hinauszögern oder bei der Absetzung von Schmerzmitteln behilflich sein.
Was die RFT nicht kann, ist die zugrundeliegende Ursache der Schmerzen zu heilen. Die Schäden an der Wirbelsäule oder das Risiko für die Entwicklung von Krampfadern bleiben weiterhin vorhanden. Da der Schmerz immer nur die Reaktion des Körpers auf eine Verletzung ist, muss neben der RFT gleichzeitig der Schmerzursache auf den Grund gegangen und diese gegebenenfalls auch behandelt werden.
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