Schlafapnoe - Wenn Atempausen die Gesundheit gefährden
Symptome von Schlafapnoe
Menschen, die an einer Schlafapnoe leiden, haben während des Schlafs regelmäßig flache Atemzüge (Hypopnoen) und Atemstillstände (Apnoen), die mehr als zehn Sekunden andauern können. Beim plötzlichen Erwachen erleben sie mitunter Luftnot und Herzrasen, was das Wiedereinschlafen erschwert und sich zu ausgewachsenen Schlafstörungen ausweiten kann. Die Folgen sind vielfältig und können von chronischer Übermüdung, Nachtschweiß, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen bis hin zu Schwindel, Angstzuständen und depressiven Verstimmungen reichen. Längerfristig ist das oft mit körperlichem Leistungsabfall oder bei Männern auch mit Potenzproblemen verbunden. Gefährlich kann das vor allem im Straßenverkehr werden. Eine spanische Studie im „New England Journal of Medicine“ fand 1999 heraus, dass Betroffene sechs mal häufiger Verkehrsunfälle verursachen als Verkehrsteilnehmer mit ungestörtem Schlaf.
Obstruktive und zentrale Schlafapnoe
Beim Krankheitsbild Schlafapnoe werden zwei wesentliche Formen unterschieden. Die Ursache einer obstruktiven Schlafapnoe liegt in den oberen Atemwegen. Das bedeutet, dass diese so eng sind, dass der Luftwiderstand zu groß ist und der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann (Hypnoe). Die Patienten schnarchen nachts, sind tagsüber müde und manchmal depressiv. Während des Schlafes können die oberen Atemwege auch ganz zusammenfallen und es kommt zum Atemstillstand (Apnoe). Bei einer zentralen Schlafapnoe fehlt der Atemantrieb und damit die Atembewegung des Zwerchfells und des Brustkorbs. Manche Betroffene entwickeln auch Mischformen aus obstruktiver und zentraler Schlafapnoe.
Wann werden Atemaussetzer gefährlich?
Bei einer mittelschweren bis schweren Schlafapnoe treten Nacht für Nacht zwischen 15 und 30 Atemstillstände pro Stunde auf. Dadurch wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Er wird wiederholt mit Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin überschwemmt. Ein erholsamer Schlaf bleibt aus, was wiederum erhebliche gesundheitliche Risiken birgt. Atemaussetzer können im Schlaf zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Auch die Lebenserwartung kann sich bei unbehandelter Schlafapnoe bis um etwa zehn Jahre reduzieren. Der Körper braucht Sauerstoff, um Energie zu gewinnen und zu funktionieren. Das Gehirn als Schaltzentrale reagiert besonders empfindlich auf Sauerstoffmangel. Außerdem kann wiederholter Sauerstoffmangel den Stoffwechsel stören. So scheint Hypoxie eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Diabetes mellitus (Typ 2) als Folgeerkrankung der obstruktiven Schlafapnoe zu spielen. In jedem Fall sollte der Verdacht auf eine Schlafapnoe abgeklärt und behandelt werden.
Männer häufiger betroffen
Nach neuesten Daten leiden etwa 13 Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen zwischen 30 und 70 Jahren an einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Dass Frauen seltener betroffen sind, hängt unter anderem mit der Anatomie, der Fettverteilung und hormonellen Faktoren zusammen. Männer haben zum Beispiel eine längere Zunge und einen größeren weichen Gaumen. Auch die oberen Atemwege sind länger. Dadurch sind sie anfälliger für Obstruktionen in den oberen Atemwegen.
Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu, bei Frauen ab 40 Jahren jedoch stärker als bei Männern. Der Schweregrad der Schlafapnoe, gemessen am Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), nimmt bei beiden Geschlechtern mit dem Alter zu. Frauen sind in der Regel nach den Wechseljahren häufiger betroffen. Dies hängt stark vom Hormonstatus ab. Postmenopausale Frauen haben dreimal häufiger einen AHI > 15 als prämenopausale Frauen. Auch jüngere Frauen können an Schlafapnoe leiden, was jedoch häufiger übersehen wird.
Ursachen und Risikofaktoren
Schlafapnoe entsteht, wenn die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft. Dadurch wird der Atemweg im Rachen verengt oder sogar ganz verschlossen. Das erschwert das Ein- und Ausatmen und verursacht laute Schnarchgeräusche. Eine Folge der gestörten Atmung ist, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Puls und Blutdruck sinken. Jetzt schlägt das Atemzentrum im Gehirn Alarm und sendet einen Weckreiz aus: Man wacht auf, ohne es zu merken. Der Schlafrhythmus wird unterbrochen, das Herz beginnt schneller zu schlagen und der Blutdruck steigt. Dieses so genannte Arousal bleibt meist unbemerkt, aber nicht folgenlos: Der Tiefschlaf der Betroffenen ist gestört.
Auch abendlicher Alkoholkonsum oder die Einnahme verschiedener Medikamente, zum Beispiel Schlaf- und Beruhigungsmittel, können zu einer verminderten Muskelspannung der Schlundmuskulatur führen. Starkes Übergewicht oder Besonderheiten im Mund- und Rachenraum spielen ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise können vergrößerte Mandeln, ein zu kleiner Unterkiefer, ein kleines Gaumensegel oder die Lage der Zunge für eine Schlafapnoe mitverantwortlich sein. Außerdem kann die Nasenatmung gestört sein oder die Rückenlage beim Schlafen Schnarchen und Atmungsstörungen begünstigen. Letzteres ist jedoch selten die alleinige Ursache.
Diagnose und Behandlung
Bei Verdacht auf obstruktive Schlafapnoe fragen Ärzte zunächst nach dem Ausmaß der Beschwerden und den Lebensgewohnheiten. In erster Linie kann dies der Hausarzt sein, der den Betroffenen dann überweist. Wenn es um die Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen geht, ist der HNO-Arzt der nächste kompetente Ansprechpartner. In manchen Fällen genügt dem Arzt ein Blick in die Mundhöhle, um typische Auffälligkeiten des Schnarchens zu entdecken. So ist bei manchen Schnarchern das Zäpfchen stark vergrößert und ragt so weit in den Rachen hinein, dass es nicht mehr vollständig zu sehen ist. Auch vergrößerte Gaumenmandeln können dem Arzt bei der Untersuchung in der Mundhöhle auffallen. Nutzt er zusätzlich einen Nasenspiegel, hat er die Möglichkeit, durch die Nasenlöcher einen Blick in die Nasenhöhlen zu werfen. So kann er feststellen, ob die Nasenmuscheln geschwollen sind, was die Nasenatmung erschweren kann. Im weiteren Verlauf der Untersuchung setzt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt verschiedene Endoskope ein, wobei der Patient den Eingriff auf einem Monitor verfolgen kann.
In der Arztpraxis kann man auch ein tragbares Messgerät erhalten. Dieses misst zum Beispiel die Atmung, die Herzfrequenz oder die Sauerstoffsättigung im Blut. Ergeben sich dabei Auffälligkeiten, kann eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll sein. In einem Schlaflabor wird der Schlaf des Patienten eine oder mehrere Nächte lang mit Aufzeichnungsgeräten und Videokameras überwacht. Dabei werden Atmung, Puls, Blutdruck und Sauerstoffgehalt im Gehirn, aber auch die Augen- und Beinbewegungen während des Schlafs sowie die Hirnströme überwacht. Anhand der Messergebnisse lassen sich verschiedene Schlafstadien beurteilen: wie lange und wie gut jemand geschlafen hat, aber auch, ob es genügend Traum- und Tiefschlafphasen gab. Bei Patienten, die unter Schlafapnoe leiden, kann zusätzlich ausgewertet werden, wie häufig und wie lange die Atemaussetzer waren, in welchen Schlafstadien und in welcher Körperlage sie auftraten. Außerdem wird untersucht, inwieweit sie sich auf das Herz-Kreislauf-System und den Sauerstoffgehalt im Blut auswirken.
Tragen einer Schlafmaske (CPAP-Therapie)
Die CPAP-Therapie wird häufig zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe eingesetzt und gilt daher als Standardtherapie. CPAP steht für Continuous Positive Airway Pressure. Das bedeutet, dass der Patient während des Schlafs eine Maske trägt, die je nach Modell Mund und Nase oder nur die Nase umschließt. Es gibt aber auch so genannte Nasenpolster, bei denen zwei Endstücke aus weichem Kunststoff direkt in die Nasenlöcher eingeführt werden.
Wenn der Patient schläft, wird über die Maske Raumluft mit einem leichten Überdruck in die Atemwege gepumpt. Für den Überdruck sorgt eine kleine Pumpe, die über einen Schlauch mit der Maske verbunden ist. Die einströmende Luft hält die oberen Atemwege offen. Die Atemaussetzer nehmen deutlich ab, der Sauerstoffgehalt im Blut steigt und die Schlafqualität verbessert sich. Eine Atemtherapie kann die obstruktive Schlafapnoe jedoch nicht heilen, sondern nur die Symptome lindern. Wird die Behandlung abgebrochen, treten die Beschwerden meist sofort wieder auf.
Das Schlafen mit einem CPAP-Gerät wird von manchen Patienten als unangenehm und beengend empfunden. Sie können einen trockenen Hals oder eine verstopfte Nase bekommen. Moderne CPAP-Geräte können daher mit einem Luftbefeuchter ausgestattet werden. Neue Geräte sind zudem leise und stören kaum. Fachleute empfehlen eine Tragedauer von mindestens fünf Stunden pro Nacht. CPAP gilt als eine der wirksamsten Behandlungen der Schlafapnoe. Es lohnt sich daher für die Patienten, sich an den Umgang mit dem Gerät zu gewöhnen. Die Kosten für das CPAP-Gerät werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Voraussetzung ist, dass zu Beginn der Behandlung eine ärztliche Verordnung vorliegt.
Lagerungshilfen
Wer auf dem Rücken schläft, hat häufiger mit Schnarchen und Atmungsstörungen zu kämpfen, da die Zunge in den Rachen zurückfällt. Tritt die Schlafapnoe nur in der Rückenlage auf, kann man daher versuchen, mit einer Lagerungshilfe das Drehen auf den Rücken zu verhindern. Das kann zum Beispiel ein rucksackartiger Lagerungsgürtel sein, den man sich um den Brustkorb schnallt. Es gibt aber auch aktive Lagerungshilfen, die einen Vibrationsalarm geben, wenn eine unerwünschte Lageveränderung eintritt. Aktuelle Studien zeigen, dass diese zwar nicht ganz so wirksam sind wie die nächtliche Überdruckbehandlung, aber dennoch helfen können.
Zahnschiene gegen Schnarchen
Manche Betroffene tragen nachts eine Kunststoffschiene, die dafür sorgt, dass der Unterkiefer weiter vorne gehalten wird. Dadurch wird verhindert, dass die Zunge zurückfällt und die Atemwege verengt. Diese Methode eignet sich vor allem für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Form oder für Patienten, die mit einem CPAP-Gerät nicht zurechtkommen. Unterkieferschienen werden von Zahnärzten oder Kieferorthopäden angepasst. Ist eine Behandlung mit einem CPAP-Gerät aus verschiedenen Gründen nicht möglich, übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für eine Schiene. Es gibt zwar auch frei verkäufliche Schienen, es ist jedoch von Vorteil, diese in der Zahnarztpraxis anpassen zu lassen.
Operationsmethoden gegen Schlafapnoe
Es gibt verschiedene chirurgische Eingriffe, die eine dauerhafte Verbesserung der Atmung bei Schlafapnoe versprechen. Bei den meisten Eingriffen wird Gewebe gestrafft oder entfernt, um die Atemwege freizumachen. Bei der UPPP (Uvulopalatopharyngoplastik) wird das Gaumenzäpfchen gestrafft und weiches Gewebe am Gaumen entfernt. Diese Gewebeteile sind für die Verengung der Atemwege bei Schlafapnoe verantwortlich. Bei der Operation können zusätzlich die Gaumenmandeln verkleinert oder entfernt werden.
Bei der Radiofrequenztherapie wird mit einer kleinen Sonde Gewebe an der Nasenmuschel, am Gaumen oder an den Mandeln abgetragen. Dabei entstehen Narben, die das Gewebe zusammenziehen und straffen sollen. Unter bestimmten Umständen hilft auch eine operative Vorverlagerung des Unterkiefers. Ob eine bestimmte Operation hilft, hängt in erster Linie von der Art der Atemwegsverengung ab. Bisher gibt es nur wenige Studien, die genaue Aussagen über die Wirksamkeit der chirurgischen Eingriffe machen können. Wie jede Operation ist sie mit Risiken verbunden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Schlafapnoe-Operation in der Regel nicht. Eine Kostenübernahme in Einzelfallentscheidung ist jedoch auf Antrag möglich.
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