Weibliche Sterilisation - mehr als eine "Methode"
In manchen Fällen wird zusätzlich noch ein psychologisches Gutachten eingefordert. Jedoch gibt es eine Reihe an Ärzten beziehungsweise Gynäkologen, die diese Operation auch dann durchführen, wenn oben genannte Kriterien nicht erfüllt werden. Zu bedenken ist dennoch, dass die Sterilisation endgültig ist und nur unter Umständen rückgängig gemacht werden kann.
Anwendung und Sicherheit der Methode
Bei einer Sterilisation werden Uterus und Eierstöcke nicht entfernt, sondern lediglich die Eileiter operiert. Dies bedeutet, dass auch weiterhin Eizellen produziert werden, die aber im Bauchraum bleiben und abgebaut werden. Das heißt aber auch, dass Periode und Hormonhaushalt durch die Sterilisation unberührt bleiben. Eine Sterilisation hat einen Pearl-Index von 0,2 bis 0,3. Damit gilt sie als sehr sicher.
Methoden und Anbieter
In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten, um sich sterilisieren zu lassen. Dabei unterscheidet man einmal zwischen den sogenannten Zugriffsmethoden und den Verschlussmethoden, die kombiniert werden können. Bei den Zugriffsmethoden gibt es einmal die Bauchspiegelung, den Bauchschnitt und den Kaiserschnitt. Erstere wird am häufigsten durchgeführt. Bei ihr werden mehrere kleine Schnitte in der Bauchdecke gemacht, durch die ein Führungsrohr eingesetzt wird. Anschließend hebt man die Bauchdecke mittels Kohlensäuregas an, um freie Sicht zu haben und um mit dem nötigen Equipment loslegen zu können. Ein Bauchschnitt, meistens in der Bikinizone, wird dann durchgeführt, wenn eine Bauchspiegelung beispielsweise aufgrund von Übergewicht nicht möglich ist. Der Kaiserschnitt ist grundsätzlich wie der Bauchschnitt, folgt aber an einen Kaiserschnitt und hat den Vorteil, dass keine zusätzliche Narkose von Nöten ist.
Zu den darauffolgenden Verschlussmethoden zählen einmal die Verödung, das Durchtrennen, die Verwendung von Clips oder das Abbinden der Eileiter. Im Anschluss lässt man das zugeführte Gas weitestgehend aus dem Körper ab und näht oder klebt den Bauchraum wieder zu. Nach ungefähr einer Woche folgt eine Kontrolluntersuchung, bei der gegebenenfalls auch gleich die Fäden gezogen werden.
In der ersten Zeit nach der Operation sollte man sorgsam mit der Wunde umgehen und sie bei Bedarf mit einem Pflaster abkleben, um Reibungen zu vermeiden. Außerdem hilft eine sanfte Massage mit Öl, um eventuelle Narbenwulste zu vermeiden. In den ersten zwei Wochen nach der Operation sollte man auf Sport, Sex und schweres Heben verzichten.
In Deutschland ist es generell möglich, sich bereits ab dem 18. Lebensjahr sterilisieren zu lassen. Eine Karte, die Auskunft darüber gibt, welche Ärzte beispielsweise generell bereit wären, diese Operation bereits in diesem Lebensalter durchzuführen, bietet die Webseite „selbstbestimmt-steril“.
Vor- und Nachteile einer Sterilisation
Vorteile
- Spontaner Geschlechtsverkehr ist möglich
- In der Regel keine hormonellen Nebenwirkungen
- Sie ist endgültig, dementsprechend muss nicht mehr an Empfängnisverhütung gedacht werden
- Der Eingriff gilt als risikoarm
- Keine Beeinträchtigungen des sexuellen Lustempfindens
- Der Menstruationszyklus bleibt unbeeinträchtigt
- Viele Frauen bzw. Paare empfinden es als entlastend, sich nicht mehr um die Verhütung kümmern zu müssen
- Kann beispielsweise auch für nicht-binäre Personen als Entlastung empfunden werden, nicht mehr fruchtbar zu sein
Nachteile
- Eine Sterilisation ist endgültig und kann nur schwer rückgängig gemacht werden
- Sie muss in der Regel eigenständig gezahlt werden
- Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
- Manche Frauen empfinden es nachträglich als Ernüchterung, nicht mehr schwanger sein zu können
- Es kann zu Komplikationen kommen – während und nach der Operation
Kosten und Kostenübernahme der Krankenkasse
Eine Sterilisation kostet in der Regel im Durchschnitt 800 Euro. Unter Umständen gibt es in diversen Städten die Möglichkeit, aus dem kommunalen Budget für Verhütungsmittel zu greifen, die möglicherweise auch für eine Sterilisation zur Verfügung stehen. Außerdem sollte man irgendeiner Form bedürftig sein, also beispielsweise Arbeitslosengeld empfangen. Anlaufstellen für weitere Informationen ist zum Beispiel die Organisation „pro familia“.
In seltenen Einzelfällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Sterilisation. Das ist meistens dann der Fall, wenn Ärzte eine medizinische Notwendigkeit sehen, beispielsweise wenn eine Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht schwanger werden darf und eine Sterilisation die einzig anwendbare Verhütungsmethode darstellt. Nach Vollzug des Eingriffs könnte man noch versuchen, die Kostenerstattung bei der gesetzlichen Krankenkasse zu beantragen, was jedoch in der Regel abgelehnt wird.
Nachtrag
Eine Sterilisation ist ein massiver Eingriff in den weiblichen Körper. Daher sollte er wohl überlegt sein und die Person, die mit dem Gedanken spielt, sollte sich intensiv mit den Konsequenzen – positiv wie negativ - dieser Operation auseinandersetzen, Außerdem ist es hilfreich, sich eine unabhängige Meinung einzuholen, die möglichst wertfrei über den geplanten Eingriff informieren kann. Zudem sollte man sich nicht davon beeinflussen lassen, was die Gesellschaft vorgibt und ob eine Sterilisation „moralisch“ vertretbar ist.
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