Selbstbewusst schön: Body Positivity und Body Neutrality
Bodypositivity gab es schon im 19. Jahrhundert. In der ersten Welle des Feminismus legten Frauen auch ihre Korsetts ab, um gegen die Idealvorstellung einer „Wespentaille“ zu rebellieren. Der Kampf gegen soziale Stigmata bei Übergewicht gehörte dann zu den Emanzipationskämpfen der 1960er Jahre. 1979 prägte die amerikanische Schriftstellerin Carole Shaw den Begriff „Big Beautiful Woman“ und gründete ein gleichnamiges Fashion- und Lifestylemagazin. In den 90ern nahm der Körper-Feminismus noch mehr Fahrt auf - mit neuen Publikationen und vielen aktivistisch tätigen Gruppen. Heutzutage beschränkt sich die Bewegung nicht mehr allein auf das Körpergewicht, sondern erstreckt sich auf Bereiche wie Sexualität und Gesellschaft.
Was genau ist „BOPO“?
Der Augensinn macht 80 Prozent unserer Wahrnehmungskapazität aus. Verständlich also, dass wir zunächst das Äußere eines Menschen bewerten. Body-Positivity bedeutet, seinen Körper genau so zu lieben, wie er ist: mit allen vermeintlichen Makeln, Verletzungen und mitsamt seiner natürlichen Behaarung. Menschen, die sich mit dieser Bewegung identifizieren, wollen sich wohl fühlen beim Blick in den Spiegel anstatt sich zu schämen, wie es ihnen beigebracht wurde. Der Trend sorgt für mehr gesellschaftliche Sensibilität gegenüber "Fat-Shaming“, also der strukturellen und systematischen Diskriminierung von Übergewichtigen. Und befördert die Erkenntnis, dass ein Individuum auch dann schön ist, wenn es nicht einer wie auch immer gearteten Norm entspricht.
Mehr als radikale Selbstliebe
Nicht wenige BOPO-Aktivisten sprechen sich dafür aus, dass die Bewegung nur für „mehrgewichtige“, also übergewichtige Personen ist. Mehr noch: Sie geben klare Regeln vor, wie man sich Menschen gegenüber verhalten soll, die nicht der Norm entsprechen. Diese Einseitigkeit und Ausschließlichkeit sorgt für Kritik von außen und auch innerhalb der Bewegung. Menschen die der Schlankheitsnorm eher entsprechen wird dies nicht selten als Privileg ausgelegt. Und doch müssen diese oft genau so erleben, dass ihr Körper zur Projektions- und Argumentationsfläche wird. Denn auch als sehr schlanke bis dünne Frau muss man damit rechnen, unangenehme bis übergriffige Kommentare abzubekommen - egal ob sie nun kritisch oder scheinbar positiv daherkommen.
Manche Influencer befeuern die Diskussion in den sozialen Medien, indem sie Fotos von sich selbst mit sichtbaren "Speckröllchen" posten. Die Schweizer Influencerin Morena Diaz äußerte auf Instagram, dass die BOPO-Bewegung politische und strukturelle Veränderungen erreichen möchte. Sprich: Es geht also um wesentlich mehr als „nur“ Selbstliebe. „BOPO“ hat dennoch dann eine Grenze, wenn das Übergewicht glorifiziert und dessen gesundheitlichen Folgen ignoriert werden. Es ist schlichtweg falsch, Jugendlichen und Kindern vorzugaukeln, dass Adipositas keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringt. Body Positivity sollte also nicht als Rechtfertigung herhalten, dies als „healthy“ zu verkaufen.
Body Neutrality vs. Body Positivity
Body Neutrality ist ein lockereres Konzept, hinter dem keine ganze Bewegung steht. Das bedeutet, dass diese Neutralität gegenüber dem eigenen Körper für jeden anders aussieht. Body Neutrality heißt, seinem Körper neutral gegenüber zu stehen, ihn weder positiv, noch negativ zu bewerten und ihn als funktionierendes Werkzeug wertschätzen. Damit kann dieses Konzept auch als Weiterentwicklung von BOPO verstanden werden. Wir sind mehr als unser äußeres Erscheinungsbild, daher ist es nicht nötig, das eigene Glücksempfinden anhand von Schönheit festzumachen.
Zum Schluss
Sich selbst lieben ist nicht immer einfach. Daher lohnt es sich, für sich selbst herauszufinden, was man wirklich ehrlich an sich mag. Es hilft, sich (neu) kennenzulernen. Außer dem tut es gut, fürsorglich mit dem eigenen Körper umzugehen und dankbar zu sein, auch für jede Kleinigkeit. Selbstakzeptanz braucht Geduld und Zeit, aber es nie zu spät, damit anzufangen.
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