Binge Eating – die Sucht zu Essen
Maßloses Schlingen als psychischer Zwang
Binge bedeutet übersetzt „Gelage“ oder „Schlingen“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Betroffene berichten über wiederkehrende Heißhungeranfälle, in denen sie innerhalb kürzester Zeit ungesunde, meist sehr fettreiche oder übermäßig süße Nahrung in sich hinein stopfen. Teilweise sind diese Nahrungsmittel noch nicht einmal für den direkten Verzehr geeignet. So berichten Erkrankte beispielsweise über den Verzehr von halbgaren oder halbgefroren Speisen. Tatsächlich wird die Binge-Eating-Störung erst seit 2015 offiziell als Essstörung anerkannt. Im Unterschied zu Bulimie-Patienten fehlen bei Binge-Eating-Gestörten gegenregulierende Maßnahmen. Die aufgenommene Nahrung wird von Ihnen also nicht erbrochen oder durch harte Sporteinheiten kompensiert.
Der schlimme Moment nach dem Anfall
Nach den Essens-Eskapaden folgt häufig ein tiefgreifendes Scham- und Ekelgefühl. Als Langzeitfolgen können psychischen Erkrankungen oder Depressionen entstehen. Die genauen Ursachen für Binge-Eating sind noch nicht genau erklärt. Wissenschaftler gehen aber von einer so genannten multifaktoriellen Genese aus. Sprich: im Voraus festgelegte Faktoren, wie beispielsweise eine genetische Disposition, müssen mit einem spezifischen Auslöser zusammenkommen, damit sich die Krankheit entwickelt. Besonders Menschen, die in der Kindheit übergewichtig waren und Ablehnung und Diskriminierung empfingen, sind laut Statistiken anfällig für Binge Eating. Akut belastende Lebensereignisse können dann als Auslöser dienen und eine gravierende Essstörung zur Folge haben.
- Essen aus Frust, um bestimmte Emotionen zu kompensieren
- Maßloses, unkontrolliertes Essverhaltenngesunde Ernährung
- Ekel-, Schuld- und Schamgefühlewegungsmangel
- Ein oder mehrere Essanfälle pro Woche, die über mindestens drei Monate hinweg andauern
- In sich hinein schlingendes Essverhalten, um noch mehr Nahrung aufzunehmenchlafmangel
- Angst oder Scham vor anderen zu essen
Therapiemöglichkeiten bei Binge Eating
Wer an einer Binge-Eating-Störung leidet, dem stehen mehrere Behandlungswege offen. Häufig tritt das exzessive Essen zusammen mit weiteren psychischen und physischen Erkrankungen auf. Auch nehmen Betroffene meist extrem an Gewicht zu, was wiederum körperliche Beeinträchtigungen zur Folge hat.
Für eine erfolgreiche Behandlung ist es in jedem Fall wichtig, den Auslöser für die Erkrankung zu finden, um dann gezielt zu handeln. Je nach dem wie ausgeprägt die Störung ist, kann eine ambulante, tagesklinische oder stationäre Behandlung in Betracht gezogen werden. Für Betroffene existieren verschiedene Therapien mit unterschiedlichen Ansätzen. So ist beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie sehr wirksam auf diesem Gebiet. Verhaltenstherapeuten arbeiten mit Ihren Klienten gemeinsam daran, einerseits das Essverhalten zu normalisieren, aber auch die Körper- und Selbstakzeptanz zu stärken . Daneben wird gezielt versucht den Auslöser für die Störung zu finden, um dann Strategien zu entwickeln, damit die Essstörung nicht erneut getriggert wird.
Hilfe zur Selbsthilfe
Eine weitere Säule auf dem Weg zu mehr Selbstakzeptanz sind Selbsthilfegruppen für Essgestörte, wie es sie in vielen Orten gibt. Dort wird vor allem auch eine heilsame Botschaft gelebt: Du bist nicht allein! Wer bei der Selbsthilfe vorerst lieber allein bleibt oder noch auf einen Therapieplatz warten muss, kann auf elektronische Angebote zurückgreifen.
Neben Online-Selbsthilfegruppen und -foren gibt es mittlerweile eine Fülle an Selbsthilfe-Apps zum Thema Binge-Eating. Diese Programme helfen mit gezielten Anleitungen und bestimmten Übungen, die Krankeit als Betroffene(r) zu managen. Weiterhin liefern sie hilfreiche Werkzeuge wie zum Beispiel Essprotokolle oder Stimmungstagebücher. Auch wenn manche dieser Anwendungen sogar eine persönliche Betreuung durch Therapeuten integrieren, ersetzen sie nicht eine Psychotherapie.
Die Krankenkassen übernehmen bei vorliegender Diagnose die Psychotherapie aber auch die Kosten für zertifizierte Onlinekurse. Voraussetzung für die Kostenübernahme: Diese Angebote müssen in der Liste der zugelassenen digitalen Gesundheitsangebote ( DiGA-Verzeichnis ) aufgeführt sein.
-> Beratungsstelle zum Thema Essstörungen finden
-> Online-Selbsthilfegruppe für Essgestörte finden
-> zertifizierter Onlinekurs für menschen mit Binge-Eating-Störung
-
Neues Frühwarnsystem bei Mediensucht und Depression
Die DAK-Gesundheit verbessert die Gesundheitsvorsorge für Kinder und Jugendliche. Zur Früherkennung von Mediensucht und Depressionen übernimmt die Krankenkasse in fünf Bundesländern neue Untersuchungen bei rund 2.500 Kinder- und Jugendärzten. Am 1. Oktober starten im Rahmen einer Präventionsoffensive die Angebote für rund 200. -
Körperfett und Körperfettanteil: Alles normal oder schon zu viel?
Körperfett ist ein natürlicher Bestandteil des Körpers, der zum Überleben notwendig ist. Unter dem Körperfettanteil (KFA) versteht man den prozentualen Anteil an Fettgewebe im Vergleich zum Gesamtgewicht. -
Sportsucht – Wenn Workout zur Gefahr wird
Regelmäßiger Sport sorgt normalerweise für körperlichen Ausgleich und verbessert nachweislich Gesundheit und Lebenswerwartung. Doch ins Extrem gesteigert kehrt sich das ins Gegenteil: Exzessives Sporttreiben kann zur Sucht werden und für die Betroffenen schwere Folgen haben.