Verhütung und ihre Methoden
Vor allem Frauen können heutzutage aus einem breitem Spektrum an Methoden wählen und sich je nach Wirkdauer, Verträglichkeit und Handhabbarkeit für ihre „perfekte“ Variante entscheiden. Aber auch Männern stehen neben dem Verhütungsklassiker Kondom noch andere Varianten bis hin zur Sterilisation zur Verfügung. Neben der Minimierung des Schwangerschaftsrisikos beim Geschlechtsverkehr leisten bestimmte Verhütungsmittel, allen voran die Kondome, einen wichtigen Beitrag bei der Verhinderung von Geschlechtskrankheiten. Insgesamt unterteilt man vier Arten von Verhütungsmethoden - natürliche, mechanische, hormonelle und chemische.
Wie sicher ist welche Methode?
Wenn sich Paare oder Singles für oder gegen eine Methode entscheiden wollen, möchten sie vor allem wissen, wie sicher diese ist und wie hoch das Restrisiko bleibt, trotz aller Vorsicht ungewollt schwanger zu werden. Hilfreich dabei ist der so genannte Pearl-Index. Dieser zeigt statitisch auf, wie viele Frauen trotz Verwendung eines bestimmten Verhütungsmittels innerhalb eines Jahres schwanger wurden.
Angaben zum Pearl Index finden beispielsweise sich in den Empfehlungen von Pro familia. Laut Index gehören Hormonimplantate ( Hormonstäbchen) zu den sichersten Methoden, gefolgt von Hormonspiralen. Während die Hormonstäbchen ohne Eingriff nur durch Befestigung an der Innenseite des Oberarms wirksam werden, müssen Spiralen direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Das Kondom landet beim Pearl-Index mit einem Wert von 2,0 nur auf Platz zehn, was vor allem wohl daran liegt dass, dessen hervorragende Schutzeigenschaften von nahezu 100 Prozent durch falsche Handhabung unwirksam werden können.
Verhütung in Antike und Mittelalter
Das Bestreben, den Sexualakt und die Reproduktion zu trennen, gehört zur menschlichen Kulturgeschichte und reicht mehrere Jahrtausende zurück. Erste Überlieferungen berichten um 3000 v.Chr. davon, wie die Menschen damals Tierdärme oder Schwimmblasen von Fischen als eine Art Schutzüberzug benutzten. Ähnlich wie heutige Kondome dienten sie als mechanische Barriere, um das Eindringen der Spermien in die Eizelle zu verhindern. Im alten Ägypten um circa 1500 v. Chr. trug man ein Gemisch aus gegorenem Pflanzenschleim und Krokodilkot auf den Muttermund auf, welches die Spermien in ihrer Beweglichkeit einschränkte und eine mechanische Barriere bildete.
Die alten Griechen nutzten zunächst weniger wirksame Methoden: Sie beschworen Amulette, praktizierten Sex nur in bestimmten Positionen oder versuchten das Ejakulat „heraus zu niesen“. Später tränkten sie Schwämmchen in verschiedenen Substanzen wie Pflanzensud oder Essig und führten sie vaginal ein – eine Frühform der chemischen Verhütung. Eine im Mittelalter praktizierte Variante empfahl Frauen, sich nach dem Geschlechtsverkehr mit angezogenen Knien hinzusetzen und siebenmal zu niesen. Männer hingegen rieben sich den Penis mit Zedernöl oder Bleiweiß ein oder nutzten Kondome aus Schafdarm.
Kondome aus Gummi, Spirale und Diaphragma
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte eine Scheidenspülung nach dem Koitus zu den häufigsten Verhütungsmethoden. Großen Fortschritt brachten dann die ersten Kondome aus Gummi, die ihren Vorgängern aus Baumwolle oder Leinen stark überlegen waren und in Deutschland ab 1880 verkauft wurden. Für jedermann erschwinglich wurden sie aber erst ab 1914, als der Berliner Unternehmer Julius Fromm damit in die Serienproduktion ging. Der Markenname "Fromms" ist bis heute als synonym für Kondome gebräuchlich. Auch die Sterilisation zog im 19. Jahrhundert ein, ab 1850 zunächst an Frauen und seit 1890 auch an Männern. Um 1900 entwickelte der Arzt Wilhelm Mensingma das Diaphragma, das mechanische mit chemischer Verhütung kombiniert und bis heute ihren Einsatz findet.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kamen viele weitere Methoden hinzu, die oftmals bis heute genutzt werden. Darunter auch die Spirale, die in ihrer Urform von Ernst Gräfenberg, dem Entdecker des so genannten G-Punktes, entwickelt wurde. Seit den 1920er Jahren gibt es die „Knaus-Ogino-Verhütungsmethode“, mit der Frauen ihre fruchtbaren Tage berechnen und die in heutigen Verhütungscomputern ihre Fortführung findet.
Chemie vs. Fruchtbarkeit: Die Pille in Ost und West
Ab dem Jahr 1961 wurden in westdeutschen Apotheken erstmals „Anti-Babypillen“ verkauft, auf die unächst jedoch nur verheiratete Mütter Anrecht hatten. Auch die Kirche stellte sich quer und formulierte unter anderem das „Humane Vitae“, welches künstliche Verhütung rigoros ablehnte. Die DDR hingegen pries das neue chemische Verhütungsmittel nach ihrer Einführung als „Wunschkindpille“ an, um Geburten zu regulieren. Die SED wollte ungewollte Schwangerschaften wegen der gestiegenen Abtreibungen verhindern, weshalb es die Pille in der DDR ab 1972 sogar kostenlos gab. Trotz anfänglicher Skepsis setzte sich die Pille in den siebziger Jahren in beiden Teilen des geteilten Deutschland als populäres Verhütungsmittel durch.
Übersicht über Verhütungsmethoden
Hormonelle Methoden
- Anti-Baby-Pille
- Minipille (östrogenfrei)
- Hormonspirale
- Hormonimplantat
- Dreimonatsspritze
- Vaginalring
- Hormonpflaster (Verhütungspflaster)
Barrieremethoden
Natürliche Methoden
Hormonfreie Methoden / Intrauterinpessar
Endgültige Methoden
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Pille, Kupferspirale und Co.: Durchblick im Verhütungsdschungel
Expertin berät im Onlinechat Keine Frage: Die Antibabypille ist sicher und vor allem bequem. Sie bedeutet aber auch, die tägliche Einnahme von Hormonen – und die haben leider Nebenwirkungen. Hormonelle Verhütungsmittel sind außerdem auch nicht für jede Frau geeignet. -
Fünf-Jahres-Vergleich: Weniger junge Frauen verhüten mit Antibabypille
In Hamburg verhüten immer weniger junge Frauen mit der Antibabypille. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hamburg. Demnach bekam im Jahr 2020 ein Viertel (25 Prozent) der weiblichen 14- bis 19-jährigen TK-Versicherten in der Hansestadt die Antibabypille verordnet. -
Verhütung und Gesundheitsschutz: Das Kondom für den Mann
Kondome gibt es in vielen Varianten, Größen, Farben und Geschmäckern. Gegenüber anderen Verhütungsmethoden bieten sie einen klaren Vorteil: Sie schützen sicher und zuverlässig vor sexuell übertragbaren Krankheiten. In Sachen Verhütung zählen Kondome zu den so genannten Barrieremethoden. -
Nummer eins bei Verhütung: Die Pille
Die "Pille" ist wohl immer noch das bekannteste Verhütungsmittel unserer Zeit. Der Markt bietet viele Sorten, zumeist als Kombination von Wirkstoffen aus Östrogen und Gestagen (Kombi-Pille). Die Varianten unterscheiden sich dabei nach Hormonzusammensetzung, Dosierung und Einnahmeart.