FSME & Borreliose: Gefahr durch Zecken gewachsen
Wie man sich schützt und bei Infektionsverdacht handeltInsektenforscher machen unter anderem den Schwund zusammenhängender Wälder für die verstärkte Vermehrung der blutsaugenden Spinnentiere verantwortlich. Aber auch die steigenden Durchschnittstemperaturen sorgen für mehr Ausbreitung und damit für eine höhere Ansteckungsgefahr. Zu den bekannten hier lebenden Zeckenarten kamen neue eingewanderte hinzu wie die bislang exotische Riesenzecke Hyalomma. Gesetzliche Krankenkassen wie die Barmer warnen ihre Versicherten vor den Gefahren durch Zeckenbiss.
FSME-Fälle stark gestiegen
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die pro Jahr in der Bundesrepublik für hunderte schwerer Fälle bis hin zur Todesfolge verantwortlich ist. Im Jahr 2020 überstieg die Ziffer klinischer Fälle erstmals die Marke von 700 – ein weiteres Alarmzeichen. Ein Jahr zuvor waren es nur etwas weniger als 450 Fälle gewesen.
Das tückische an FSME ist, dass sie bislang nicht mit medikamentösen Therapien heilbar ist. Der Einsatz von Antibiotika hilft lediglich in einer kurzen Zeitspanne nach der Infektion die Ausbreitung zu stoppen. Deshalb ist es besonders wichtig, nach ersten Anzeichen einer Infektion sich sofort in ärztliche Behandlung zu begeben. Bei jeder zehnten FSME-Krankheit, die zunächst wie eine Grippe beginnt, kommt es zu einer zweiten Phase, die häufig mit einer Hirnhautentzündung (Enzephalitis) verbunden ist. Schlimmstenfalls kommt es dann zu schweren Verläufen mit Lähmungserscheinungen oder kognitiven Störungen bis hin zu vereinzelten Todesfällen.
Risikogebiete – wie richtig verhalten?
Die Gefahr an einem Zeckenbiss zu erkranken, schwankt regional sehr stark. Risikogebiete, in denen bis zu zwei Prozent aller Zecken infiziert sein können, liegen im Süden Deutschlands. Wer in eines der Zeckengebiete reist und sich dort in der Natur aufhalten will, sollte auf jeden Fall rechtzeitig den Impfschutz gegen FSME überprüfen und gegebenenfalls auffrischen. Zum persönlichen Schutz empfiehlt es sich, insektenabwehrende Sprays mitzuführen und lange Kleidung sowie festes Schuhwerk zu tragen. Auch eine Zeckenzange oder eine Zeckenkarte sowie eine Lupe gehören zur Grundausstattung in Zeckengebieten.
Unmittelbar nach jedem Spaziergang ist die Kleidung zu wechseln und gut auszuschütteln. Achten Sie auf stechendes und schauen sie nach, wenn sie an typischen Körperstellen wie Kniekehlen, Achselhöhlen, Waden oder Schenkelinnenseiten ein starkes lokales Hautjucken spüren. Abends vor dem Schlafengehen hilft ein prüfender Blick nach frischen Bissstellen.
Denn ertappen Sie eine Zecke auf frischer Tat, gibt es die besten Chancen, das Tier rechtzeitig aus der Haut zu entfernen. Dazu ist unbedingt der ganze Tierkörper, also mit Kopf und Beißwerkzeugen vorsichtig zu entfernen. Meist ist der Kopf schon in der Haut verschwunden, so dass es darauf ankommt diesen beim Herausziehen nicht abzutrennen. Das geht am besten mit einer Zeckenzange, die für den Vorgang konstruiert ist.
Greifen Sie das Tier so nah wie möglich an der Haut uns ziehen sie es niemals ruckartig sondern gleichmäßig unter leichten Drehbewegungen senkrecht heraus. Verhindern Sie die Übertragung von Speichel des Tieres, indem Sie die Zecke nicht zerdrücken. Falsch ist auch die verbreitete Praxis, mit trocknendem Nagellack das Tier zum "freiwilligen" Verlassen des menschlichen Wirtes bringen zu wollen. Die Chemie in solchen Mitteln kann zum Erbrechen des Tieres und damit zu einer beschleunigten Infektion führen.
Heilbar aber tückisch: Lymphe-Borreliose
Die zweite verbreitete Erkrankung nach Zeckenbissen ist die so genannte Borreliose, benannt nach ihren bakteriellen Erregern, den Borrelien. Diese leben im Darm der Zeckentiere und können die Krankheit bei einem Zeckenbiss im menschlichen Körper auslösen. Eine Borreliose ist schwerer zu diagnostizieren, weil ihre ersten Symptome später auftreten. Betroffen sind vor allem Gelenke und Nerven, es gibt aber auch äußerliche Symptome auf der Haut. Im Gegensatz zu FSME lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut medikamentös behandeln. Charakteristisch für eine Borreliose-Infektion ist ein größer werdender ringförmiger roter Fleck um die Einstichstelle, der beginnt sich auszubreiten (Wanderröte).
Für eine erfolgreiche Behandlung ist es entscheidend, dass sie in diesem Krankheitsstadium durchgeführt wird. Wird eine Behandlung in diesem Zeitraum versäumt, kommt es irgendwann zu einem Spätstadium mit vielfältigen chronischen Beschwerden an Haut, Gelenken, Herz oder Nervensystem. Eine Heilung ist dann nur sehr langwierig. Sollte Sich um eine Zeckenstichstelle also nach zwei Wochen ein wachsender roter Kreis bilden, sollten Betroffene keinesfalls zögern und sich umgehend in ärztliche Behandlung zu begeben.
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