Blutzucker messen ohne stechen - mit FreeStyle Libre
Krankenkassen übernehmen Kosten für die Methode anteilig bis zu 100 ProzentIn Deutschland leiden über 11 Millionen Menschen an Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrankheit. Bei dieser Stoffwechselerkrankung ist die Freisetzung des Hormons Insulin gestört, welches den Fett- sowie Eiweißhaushalt steuert und Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Zellen transportiert, wo es für die Energiegewinnung benötigt wird. Produziert der Körper nicht ausreichend Insulin, verbleibt die Glukose im Blut. Infolgedessen sind die Blutzuckerwerte der Betroffenen erhöht (Hyperglykämie).
Glukosewertkontrolle erforderlich
Um Folgeerkrankungen von Diabetes, wie Sehstörungen, Nierenversagen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu vermeiden, müssen Therapiemaßnahmen eingeleitet werden. Je nach Diabetes-Typ und Ausprägung der Krankheit kann die Änderung des Lebensstiles durch gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion und Sport genügen. Meist wird jedoch die Einnahme von Antidiabetika oder das Spritzen von Insulin (Insulintherapie) erforderlich sein.
Unabhängig davon ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte notwendig. Insbesondere diejenigen Diabetiker, die sich Insulin selbst spritzen und die Dosis dabei individuell an ihren Bedarf anpassen, müssen ihren Blutzuckerspiegel mehrmals täglich messen.
Pieksen und Schleppen - Probleme der Klassischen Methode
Herkömmlicherweise funktioniert dies über einen Stich mittels Lanzettiergerät in die Fingerspitze. Das austretende Blut wird anschließend auf einen Teststreifen an einem speziellen Messgerät gegeben. Danach muss der gemessene Wert für den Glukosegehalt notiert und der Teststreifen entfernt werden.
Für die betroffenen Patienten bedeutet dies: sie müssen neben der unerlässlichen Insulinpumpe immer ein Messgerät, Teststreifen, sowie das Lanzettiergerät bei sich tragen und unterwegs in den Finger piksen. Die Methode ist aufwendig, umständlich und auch hygienisch problematisch, denn durch die Einstichstelle am Finger ist die Infektionsgefahr erhöht.
Vereinfachung der Glukosemessung
Neben der „klassischen“ Messmethode ist seit 2014 das FreeStyle Libre der Firma Abbott in Deutschland erhältlich und verspricht Patienten eine schmerzfreie und einfache Ermittlung des Wertes für den Glukosespiegel. Das Flash Glukose Messsystem besteht aus einem Sensor und einem Lesegerät. Mit Hilfe eines Applikators wird der Sensor, welcher ungefähr die Größe einer Zwei-Euro-Münze hat, am Oberarm angebracht.
Der Sensor verfügt über einen Fühler, welcher unter die Haut ragt und den Zuckerwert im Gewerbe kontinuierlich misst. Um den aktuellen Glukosewert sowie die Glukosedaten der letzten acht Stunden abzurufen, wird das Gerät an den Sensor gehalten. Automatisch werden die verfügbaren Werte gescannt und auf dem Bildschirm angezeigt. Zudem gibt ein Trendpfeil an, wie sich der Glukosewert entwickelt. Dabei ist das Scannen auch durch Kleidung hinweg und in einem Abstand von bis zu 4 cm vom Sensor möglich.
Das jüngere FreeStyle Libre 2 enthält zusätzlich eine Alarmfunktion. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt können individuelle Grenzwerte festgelegt werden, bei deren Über- bzw. Unterschreiten ein Alarmsignal abgegeben wird.
Im Jahr 2022 kam mit Freestyle Libre3 die neueste Version auf den Markt. Dieses misst permanent die Glukosewerte im Körper und überträgt die Werte im Minutentakt an eine App auf das Smartphone des Patienten. Der FreeSyle Libre 3 - Sensor ist nach Angaben des Herstellers der bislang kleinste und unauffälligste und kann diskret auf der Rückseite des Oberams getragen werden.
Mehr Flexibilität für Betroffene - auch für Kinder
Für Diabetiker ist diese Art der Blutzuckermessung deutlich einfacher und schneller. Sie können ihre Werte jederzeit und überall innerhalb einer Sekunde abrufen. Das gilt insbesondere auch für Eltern, deren Kinder an Diabetes leiden. Da das Messsystem für Kinder ab vier Jahren zugelassen ist, können sie ihren Kindern den unangenehmen Stich in den Finger künftig ersparen.
Ein Sensor kann für maximal 14 Tage getragen werden. Er ist wasserdicht und muss daher weder beim Duschen noch beim Schwimmen oder Sport entfernt werden. Auch ein Saunabesuch mit dem Sensor ist laut Hersteller problemlos möglich.
Das Messsystem speichert gemessene Werte von bis zu 90 Tage. Mittels einer Software am Computer oder über eine App auf dem Smartphone können sämtliche Werte abgerufen werden. Zusätzlich enthält das FreeStyle Libre auch ein reguläres Blutzuckermesssystem, sodass der Glukosewert auch über einen Testreifen ermittelt werden kann.
Krankenkassen übernehmen Kosten für FreeStyle Libre
Für einige Nutzer des Messsystems waren die Kosten anfangs ein klarer Kritikpunkt: Zwar ist der Preis für das Lesegerät mit 60 Euro deutlich geringer, als für ein Continuous Glucose Monitoring (CGM – System), allerdings kostet ein einzelner Sensor ebenfalls rund 60 Euro. Da dieser alle zwei Wochen gewechselt werden muss, mussten Nutzer rund 120 Euro monatlich für die Glukosemessung aufwenden. Die herkömmliche Blutzuckermessung ist dagegen deutlich weniger preisintensiv.
Seit Juli 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht nur das erste Modell, sondern auch Free Style Libre 2 im Rahmen der Regelversorgung für Menschen mit Diabetes. Grundlage für die Kostenübernahme ist eine ärztliche Verordnung für das medizinische Hilfsmittel. Auch die Kosten für FreeStyle Libre 3 werden von vielen gesetzlichen Krankenkassen mittlerweile übernommen.
Rezepte können direkt auf der Webseite oder über ein Bestellformular bei dem Hersteller eingereicht werden. Abbott setzt sich anschließend mit der Krankenkasse des Versicherten in Verbindung und verschickt die benötigten Produkte, sobald die Kasse die Kostenübernahme genehmigt hat.
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