Die Aufbissschiene: Schutz bei Kieferfehlstellung und Zähneknirschen
Die Bissschiene wird auch Zahnschiene oder Knirschschiene genannt und ist eine Prothese aus Kunststoff. Sie ist individuell an den Zahnbogen des Patienten angepasst und wird für den Ober- und Unterkiefer hergestellt. Häufiger kommen diese Schienen aber beim Unterkiefer zum Einsatz. Verwendung findet sie unter anderem in der Therapie zur Behandlung von Fehlbelastungen und Fehlstellungen der Zähne oder Kiefergelenke. Aufbissschienen haben eine gewisse Materialbreite von circa einem Millimeter. Der sich dadurch vergrößernde Abstande zwischen Ober- und Unterkiefer kann Auswirkungen auf die Zahnstellung im entspannten Zustand und das gewohnte Kaumuster haben.
Zahnschiene bei Kieferfehlstellung (CMD)
Die Abkürzung CMD steht für Craniomandibuläre Dysfunktion, was eine krankhafte Fehlstellung der Kiefergelenke beschreibt. Folgen dieser Erkrankung sind eine falsche Verzahnung des Ober- und Unterkiefers. Betroffene leiden dann unter typischen Beschwerden wie Kiefergelenkschmerzen, Kauproblemen oder Zähneknirschen (Bruxismus). Da die Kiefermuskulatur stark mit der Schädel- und Rückenmuskulatur verbunden ist kann es auch zu Kopf- Rücken- und Nackenschmerzen kommen. Die auslösende fehlerhafte Stellung von Ober- und Unterkiefer kann durch eine Zahnschiene korrigiert werden. Deshalb wird die Aufbissschiene auch häufig bei einer CMD-Therapie verwendet. Die Craniomandibuläre Dysfunktion kann allerdings auch auf die Fehlstellung eines anderen Körperteils, beispielsweise der Hüfte, hinweisen. In diesem Fall muss die Körperhaltung durch die Behandlung bei einem Arzt oder Physiotherapeuten korrigiert werden.
Einsatz gegen Zähneknirschen (Bruxismus)
Einsetzen einer Knirschschiene(c) Canva.com
Arten von Aufbissschienen
Es gibt unterschiedliche Typen von Schienen. Unterschieden werden sie einerseits nach ihrem Material:
- Harte Aufbissschienen (harter Kunststoff, ähnlich wie Zahnspangen)
- Weiche Aufbissschienen (gummiartiger, weichbleibender Kunststoff)
Beide Arten sind farblos und sorgen nur in seltenen Fällen für Beschwerden beim Tragen. Patienten empfinden das Tragegefühl der weichen Beißschiene als angenehmer. Eine höhere Wirksamkeit hat jedoch die harte Schiene, weil sie starr ist und den Kiefer dadurch effizienter in die geeignete Position bringt.
Zahnschienen können andererseits auch anhand ihrer Herstellung und Verwendung unterteilt werden:
Adjustierte Aufbissschiene
Anhand von Kieferabdrücken wird unter Berücksichtigung der Ruhelage der Kiefergelenke eine Schiene hergestellt, die eine ideale Kieferstellung fördert. In die Schiene werden sorgfältig alle Reliefs und Einkerbungen der Zähne eingearbeitet und gegebenenfalls bei der Anprobe nachkorrigiert. Die Bisslage kann durch das aufwendige Verfahren ausgeglichen werden, was auch das Zähneknirschen reduziert.
Nicht adjustierte Aufbissschiene
Diese Schiene wird auch Miniplastschiene genannt. Sie besteht aus einem einfachen Kunststoffüberzug über dem Zahnbogen. Das Zähnepressen wird gestört und die Kaumuskulatur entspannt, wodurch Betroffene keinen weiteren Zahnverschleiß haben.
Herstellung von Aufbissschienen
Bei Online-Bestellungen von Aufbissschienen können Käufer mithilfe der zugesendeten Utensilien eigenständig einen Zahnabdruck erstellen. Auf Grundlage des Abdrucks erstellen die verkaufenden Hersteller dann ein Modell vom Gebiss und im weiteren Verlauf eine Knirscherschiene. Beim Online-Kauf von Zahnschienen sollte man aber besonders auf das verwendete Material achten. Denn eine unangemessene Härte der Schiene kann zu weiteren Beschwerden führen. Diese Variante ist insgesamt kosten- und zeitgünstiger, birgt aber mehr Unwägbarkeiten. Die klassische Herstellung bei einem Zahnarzt bzw. in einem Zahnlabor hat den Vorteil, dass ein fachmännisches Urteil beim Einsetzen der Schiene erfolgt. So können auch nachträglich kleine Fehler korrigiert werden. Außerdem ist sichergestellt, dass es keine Fehler bei der Abdrucknahme gibt.
Tragedauer und Haltbarkeit
Die mögliche Tragedauer von Aufbissschienen variieren je nach den Symptomen der Betroffenen. Da die Beschwerden der Patienten sehr unterschiedlich sind, kann eine allgemeine Tragedauer nicht festgelegt werden. Die Empfehlungen sind:
Zähneknirschen
Tragen überwiegend nachts, gelegentlich auch tagsüber
Fehlfunktion Kiefergelenk
Tragezeit bis zu 24 Stunden möglich
Das Tragen einer Bissschiene kann je nach Problemstellung wenige Wochen, aber auch durchaus Jahre oder sogar lebenslang notwendig sein. Ausschlaggebend ist, ob oder wie schnell jeweils die Beschwerden abklingen. Auch die Haltbarkeit der Schiene hängt von der Stärke der Symptome ab. Denn bei sehr starkem Zähneknirschen kann es möglich sein, dass eine Schiene wegen hoher Abnutzung nur ein halbes Jahr gebrauchsfähig böeibt. In anderen weniger gravierenden Fällen kann eine Zahnschiene durchaus bis zu fünf Jahre halten.
Hygiene und Pflege
Aufbissschneinen erfordern tägliche Pflege(c) Canva.com
Häufig werden zur Pflege Reinigungstabletten verwendet. Die Tabs werden in ein Glas mit Leitungswasser gegeben und reinigen die Schiene innerhalb kurzer Zeit gründlich. Nach circa 15 Minuten kann sie dem Gefäß entnommen werden. Falls die Spange nicht 24 Stunden getragen wird, eignen sich zur Aufbewahrung einer Schiene luftdichte Behälter. Darunter zählen auch Zahnspangenboxen, weil Schienen und Zahnspangen meist eine ähnliche Größe haben. Eine Aufbewahrungsbox bekommen Patienten kostenfrei bei ihrer Zahnarztpraxis. Muss ein solcher Behälter gekauft werden, ist er billig im Internet oder in Apotheken zu erwerben. Bei 24-stündiger Trageempfehlung sollte die Schiene während kurzzeitigem Herausnehmen in einer feuchten Umgebung, wie beispielsweise einem nassen Papiertuch, abgelegt werden.
Kosten und Krankenkassenleistungen
Private Krankenkassen übernehmen häufig die Kosten zur Anfertigung einer Knirscherschiene für therapeutische Zwecke. Auch Versicherte bei gesetzlichen Krankenkassen müssen die Anfertigung einer Schiene in der Regel nicht alleine bezahlen. Trotzdem tragen nicht alle Krankenkassen die Ausgaben für Aufbissschienen, da deren Wirksamkeit nicht endgültig feststeht.
Es können zusätzliche Kosten für den Patienten entstehen, wenn es zum Einsatz spezieller Arbeitsschritte oder Diagnoseverfahren kommt. Diese individuellen Methoden werden vorher besprochen und nur auf Wunsch des Patienten angewendet. Krankenkassen bezahlen dafür aber meistens nicht.