Hausarztprogramm - teilnehmen oder nicht?
Viele Vorteile aber auch einige EinschränkungenVorteile der Hausarztprogramme
- Eine Hausärztin oder ein Hausarzt lotst durch das Gesundheitssystem und gilt als erster Ansprechpartner. Vor allem für ältere oder chronisch Kranke Menschen kann das sehr wichtig sein, weil er die gesamte Krankheitsgeschichte kennt und so besser auf den Patienten eingehen kann.
- Die verbesserte Koordinierung der Behandlung über die Hausarztpraxis ermöglicht es, dass belastende Mehrfachuntersuchungen vermieden werden können. Stress und gesundheitliche Risiken ( etwa durch Röntgen ) werden dadurch verringert und es wird wertvolle Zeit gespart.
- Die Hausarztprogramme bringen bei einigen Krankenkassen auch direkte finanzielle Vorteile. So gewähren einige Krankenkassen ihren Versicherten eine Einschreibeprämie. Dazu gehört die BKK Scheufelen (50,00 Euro für Versicherte ab einem Alter von 16 Jahren) und die BKK Wirtschaft & Finanzen.
- Arzneimittel können gezielter verordnet und eingesetzt werden - unter Beachtung von Wirksamkeit, Preis und Menge. Die Gefahr von Mehrfachverordnungen, Übermedikation oder Komplikationen durch Wechselwirkungen sinkt deutlich.
- Der behandelnde Hausarzt hilft bei der Auswahl der Fachärzte und kann bei der Terminfindung unterstützen. Einige Hausarztmodelle bieten eine verkürzte Wartezeit bei Fachärzten oder Sondersprechzeiten, z.B. in den Abendstunden.
- Die teilnehmenden Ärzte verpflichten sich, regelmäßig an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen und ihre Praxis mit bestimmten Standards auszurüsten. Dadurch wird eine hohe Behandlungsqualität auf dem neuesten Stand gewährleistet.
Übersicht über die Hausarztprogramme der Krankenkassen? >>> Krankenkassentest
Mögliche Nachteile für die Versicherten und Patienten
Keine freie Arztwahl möglich
Wer sich für die Hausarztzentrierte Versorgung entschieden hat, verpflichtet sich für eine Frist gegenüber der Krankenkasse, Fachärzte nur auf Überweisung des von ihnen gewählten Hausarztes in Anspruch zu nehmen. Die Versicherten sind an die Wahl des Hausarztes mindestens für ein Jahr gebunden. Ein Wechsel sollte nur aus wichtigem Grund, zum Beispiel bei einem stark gestörten Vertrauensverhältnis, erfolgen.
Zweitmeinung wird erschwert
Eine Zweitmeinung bei verschiedenen Fachärzten einzuholen ist dadurch sehr schwierig. Man vertraut dem Hausarzt. Zum Teil sind in den Verträgen zwischen Arzt und Krankenkasse bestimmte Behandlungsrichtlinien vorgeschrieben, an die sich der Arzt bei der Patientenversorgung halten muss, sodass die Therapiefreiheit des behandelnden Arztes manchmal eingeschränkt sein kann.
Kassen bekommen Zugriff
Die Krankenkassen erhalten Zugriff auf Behandlungsdaten und können somit Einfluss auf Therapieentscheidungen nehmen. Patienten haben nicht mehr die alleinige Befugnis über die eigenen Krankheitsdaten. Der Hausarzt ist von teilnehmenden Patienten autorisiert, Untersuchungsergebnisse und Befunddaten zu erheben und an Fachärzte weiterzureichen.
Hausarzt wird zur Pflicht
Bei jeder Erkrankung muss immer erst der Hausarzt aufgesucht werden, dieser soll damit den Überblick über die gesamte Krankheitsgeschichte behalten. Für den Patienten bedeutet dies jedoch einen Mehraufwand. Ausgenommen sind jedoch Notfälle, sowie Augen-, Frauen- und Kinderärzte.
Freie Arztwahl eingeschränkt
Nicht alle Ärzte nehmen am Hausarztprogramm teil.
Bindung an die Krankenkasse
Mit einer Teilnahme verpflichtet man sich, mindestens für ein Jahr Mitglied der Krankenkasse zu bleiben.
Hausarztprogramm kündigen
Die Mindestdauer für eine Teilnahme an einem Hausarztprogramm beträgt 12 Monate. Eine Kündigung ist frühestens einen Monat vor Ablauf dieser Frist möglich. Das gilt auch, wenn Sie vorher Ihren Hausarzt wechseln. Für eine Kündigung müssen Versicherte keine Gründe angeben, es genügt ein formloses Schreiben mit eigenhändiger Unterschrift. Ohne Kündigung verlängert sich die Teilnahme am Hausarztprogramm immer automatisch um weitere zwölf Monate.
>> Hausarztprogramm kündigen AOK
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